Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

K. u. k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika 241 konnten sich aber auch im Transvaal Ausländer — von den größeren Städten, wo sie sich an die zuständigen Konsuln um Hilfe wenden konn­ten, abgesehen — nicht immer der Einrückung entziehen und mußten oft genug froh sein, wenn sich ein durchziehendes Kommando mit der Re­quirierung eines Wagens oder einiger Pferde begnügte 73). Für die Österreicher und Ungarn sollte es sich nun rächen, daß man in Wien so lange mit der Ernennung eines Konsuls gezögert hatte. Die no­minelle Vertretung der Interessen der Donaumonarchie und ihrer Bürger durch die deutschen Konsuln (Max Biermann in Pretoria, Nels in Johan­nesburg und Dr. Stollreither in Bloemfontein) nützte wenig, da diese oh­nehin durch die Betreuung der eigenen Staatsbürger ausgelastet waren. Überdies sprachen viele der österreichischen und ungarischen Staatsbür­ger in Südafrika weder deutsch noch englisch oder niederländisch. In dieser Situation war es eine große Hilfe, daß der italienische Honorar­konsul in Pretoria, Dr. Aemilio Morpurgo, gebürtiger Österreicher war: Der aus Triest stammende Morpurgo hatte in Wien studiert und war 1862 zum Doktor der Rechte promoviert worden74). Seit 1889 im Transvaal, hatte er 1898 ehrenamtlich die Leitung des italienischen Konsulats in Pre­toria übernommen. Während des Krieges nahm sich Dr. Morpurgo, der früher Gemeinderat der Stadt Triest gewesen war, in besonderer Weise der Österreicher und Ungarn an75). Doch konnte all dies das Fehlen echten konsularischen Schutzes nicht wettmachen. Ein Antrag Konsuls von Hirsch, des k. u. k. Vertreters in Kapstadt, im Kriegsfall selber nach Pretoria zu reisen oder aber seinen Kanzleisekretär Baron Ramberg dorthin zu entsenden, war vom Wiener Außenministerium abgelehnt worden76). Am 10. September 1899, einen Monat vor Kriegsausbruch, Unterzeichneten 166 Österreicher und Ungarn eine Petition des „Hülfsvereins“, in der sie um konsularischen Schutz ba­ten 77). Nicht ganz zu Unrecht beklagte sich Adolf Epler, Präsident des „Österreichisch-ungarischen Hülfsvereins“ und einer der Anwärter auf das Amt des Honorarkonsuls, am 22. Dezember 1899 bitter über die schlep­pende Erledigung der Konsulatsangelegenheit durch Wien 78). Während des Krieges erwarb sich Epler um die im Transvaal lebenden 73) Als Beispiel sei hier der Fall Putz angeführt. Alle Unterlagen: Admin. Reg. F 36/18 Mappe Putz. ~4) Universitätsarchiv Wien Nationale der Juridischen Fakultät ab Sommer­semester 1859 und Rigorosenprotokolle (jur.) 1853—1860. Für seine Hilfe, nicht nur in diesem Zusammenhang, bin ich meinem inzwischen leider verstorbenen „Dissertationsvater“, Prof. Dr. Franz Gail, zu großem Dank verpflichtet. 75) Morpurgo an MdÄ, 1900 August 12, Pretoria: Admin. Reg. F 36/16 bei Mappe 204. 76) Hirsch an MdÄ n. XXVII, 1899 Juni 14, Kapstadt: Admin. Reg. F 8/201 Mappe Pretoria 2/32 a. 77) Hirsch an MdÄ n. LXII, 1899 September 27, Kapstadt: ebenda Mappe 2/41. 78) Epler an Gebrüder Feldmann, 1899 Dezember 22, Johannesburg: ebenda Mappe 2/nach 22 (Kouvert ohne Nr.). Mitteilungen, Band 38 16

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