Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)
MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien
508 Literaturberichte Verbindungen zwischen Österreich-Ungarn und Rußland vom Herbst 1878 bis in den Sommer 1881, also vom Zeitpunkt der Verschlechterung der Beziehungen zwischen beiden Mächten bis zur Erneuerung des Bündnisverhältnisses. In einem einleitenden Kapitel umschreibt P. das österreichisch-ungarische Balkanprogramm, wie es im geheimen Ministerrat vom 29. Jänner 1875 sowie in verschiedenen Zusammenkünften (so in Reichstadt im Juli 1876) bzw. Vereinbarungen (z. B. zu Beginn des Jahres 1877 in Budapest) entwickelt wurde. Die 1875 einsetzende große orientalische Krise kulminierte im russischtürkischen Krieg von 1877 und erfuhr ein vorläufiges Ende im Frieden von San Stefano vom März 1878, der allerdings nur wenige Monate später durch die Bestimmungen des Berliner Kongresses revidiert wurde. Wirtschaftspolitisch waren die Beziehungen Österreich-Ungams zum Balkan durch den traditionell bedeutenden Außenhandel der Habsburgermonarchie charakterisiert. Die im Zuge der Neuordnung am Balkan erfolgte Okkupation Bosniens und der Herzegowina veränderte die wirtschaftspolitische Orientierung Österreich-Ungarns kaum. Allerdings kam die Durchführung des in den Jahren 1878 und 1879 erstellten Wirtschaftsprogrammes nur schwer in Gang. In der Zeit der Tätigkeit Andrässy’s als Außenminister wurden weder in der Eisenbahnfrage noch in der Regelung der Handelsbeziehungen wesentliche Fortschritte erzielt. Eine der wichtigsten Aufgaben der österreichisch-ungarischen Wirtschaftspolitik dem Balkan gegenüber war ein mit Serbien abzuschließender Handelsvertrag. Nach anfänglichen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der serbischen Eisenbahnkonvention und handelspolitischen Meinungsverschiedenheiten zwischen Wien und Belgrad kam es bald zu einer Wende im österreichisch-serbischen Verhältnis und in deren Folge zum Handelsvertrag und zur Geheimkonvention vom Mai bzw. Juni 1881. Es ist bekannt, daß der Beliner Kongreß weitreichende außenpolitische Folgen hatte. Das Verhältnis der Donaumonarchie zu Rußland war nach 1878 - um mit den Worten von P. zu sprechen — .begreiflicherweise nicht übertrieben herzlich“ (S. 42). Als es nach dem Kongreß auch zur Abkühlung der deutsch-russischen Beziehungen kam, strebte Bismarck nach einer engeren Verbindung mit Österreich-Ungarn und legte mit dem Abschluß des Zweibundes im Oktober 1879 die Grundlage für die bis zum Ersten Weltkrieg dauernde Mächtekonstellation in Mitteleuropa. Im Juni 1881 erfuhr der Zweibund eine Ergänzung durch die Erneuerung des erstmals 1873 abgeschlossenen Dreikaiserabkommens und Neutralitätsabkommens zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Rußland. Das Verdienst der Arbeit von P. besteht darin, Aspekte - vor allem wirtschaftspolitischer Natur — in den Vordergrund gestellt zu haben, die sowohl in der älteren und neueren ungarischen sowie in der in großer Zahl vorhandenen internationalen Fachliteratur unbegründet vernachlässigt und nur am Rande oder überhaupt nicht behandelt worden sind. , , Friedrich Gottas (Salzburg) Alberto Monticone Deutschland und die Neutralität Italiens 1914-1915 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, Abteilung Universalgeschichte, Beiheft 12). Franz Steiner Verlag GmbH, Wiesbaden 1982. XII, 280 S. Schon Mitte Juli 1914 äußerte der deutsche Außenminister Jagow, die italienische Haltung werde im Falle eines allgemeinen Krieges für den Erfolg der