Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien

Rezensionen 519 nenlemen (Abakus) aussahen, wie gleichförmig konservativ-traditionell die jeweiligen curricula blieben und welch weite Verbreitung diese, besonders auf die Bedürfnisse des städtischen Lebens zugeschnittenen, grundlegenden Zivili­sationstechniken besaßen, veranschaulicht beispielhaft der Beitrag von Carla Frova (La scuola nella cittä tardomedievale: un impegno pedagogico e orga- nizzativo, S. 119-143). Während Franz-Heinz Hye (Le antiche cittä dei Tirolo: origini e struttura, S. 145-173) am Beispiel der Städte des deutschsprachigen Tirol sämtliche Neugründungen des 10.-14. Jahrhunderts, einige Grundzüge der topographi­schen Entwicklung und die wesentlichen urbanistischen Elemente (Mauer, Markt, öffentliche Gebäude, [Pfarr-] Kirchen, Klöster etc.) herausstellt, han­delt es sich bei den Beiträgen der deutschen Historiker, die z. T. auch eine starke thematische und methodische Verwandtschaft aufweisen, um Fallstu­dien zu einzelnen Städten. — Rolf Kießling (Augusta e le altre cittä della Svevia orientale nel tardo Medioevo: l’aristocrazia, la politica ecclesiastica e territoriale, S. 175-223) geht für Augsburg (auch Ulm, Memmingen, Nördlin- gen) den Fragen nach, ob und wie der Wandel durch die Einführung durch die sog. Zunftverfassung (1368) sich auf die alten Führungsschichten (Patriziat- Kaufleute) bzw. die von diesen bevorzugten .aristokratischen' Lebensformen auswirkt, welche Politik der Rat im Spannungsfeld Stadt - Kirche verfolgt und wie bzw. über welche Anknüpfungsmöglichkeiten er versucht, ,Umlandpolitik1 zu machen, d. h. ein städtisches Territorium aufzubauen. - Einen Überblick über die Verfassungsgeschichte der großen Handelsmetropole Köln, zwischen bischöflichem Herrschaftsanspruch und den internen Machtkämpfen unter den mehr oder weniger fest institutionalisierten Gruppierungen von Richterze­che, Schöffenkolleg, Rat, Zünften, aber auch einzelnen Familien, mit ihren wichtigsten Stationen sowie eine ausführliche Interpretation des sog. .Ver­bundbriefs' von 1369, der 400 Jahre lang als .Kölner Grundgesetz' Bestand hatte, gibt Clemens von Looz-Corswarem (La costituzione della cittä di Colonia nel tardo Medioevo, S. 225-258). Alfred Haverkamp (Storia sociale della cittä di Treviri nel basso Medioevo, S. 259-333) zeichnet in einem weit ausholenden, aspektreichen Beitrag die Geschichte der Stadt Trier von der Spätantike bis zum späten Mittelalter nach. Im Mittelpunkt stehen dabei die topographische Entwicklung, kirchliche Institutionen und Geistlichkeit als wichtiges städtisches Element, Geistes- und Bildungsgeschichte (Gründungs­mythen, Sakralisierung der Stadt, Notare, Universität), die politischen Außen­beziehungen der Stadt sowie ein differenziertes Bild der spätmittelalterlichen städtischen Gesellschaft und Sozialtopographie nach den Steuerlisten von 1363/64 und 1374/75 (mit zahlreichen Tafeln und Schaubildem). Leider kann die Übersetzung der deutschen Beiträge nicht immer als geglückt bezeichnet werden. Gerade in grundlegenden Problembereichen geht so vieles an begrifflicher Schärfe und konzeptioneller Klarheit verloren, bleibt die Gefahr von Mißverständnissen. Dies ist nur zum Teil Schuld der Übersetzer, denn für die deutsche Fachterminologie fehlen natürlich die exakten Equiva- lente im italienischen Vokabular. So sind z. B. Schlüsselbegriffe wie (Stadt-) Herrschaft, (Stadt-)Bürgertum oder (Stadt-)Gemeinde fast unmöglich direkt ins Italienische zu übertragen, Umschreibungen immer umständlich und keineswegs einfach, denn dazu bedarf es des Sachverstands der Experten. Warum deshalb nicht in der Originalsprache? Ernst Voltmer (Rom)

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