Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)
MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien
518 Literaturberichte SAMMELWERKE UND ZEITSCHRIFTEN Le cittä in Italia e in Germania nel Medioevo: cultura, istituzioni, vita religiosa. A cura di Reinhard Elze e Gina Fasoli (Annali dell’Istituto storico italo-germanico 8). Societä editrice il Mulino, Bologna 1981. 333 S. In vergleichender Betrachtung das Besondere, aber auch das Gemeinsame in der Geschichte der mittelalterlichen Städte diesseits (d. h. in Oberitalien) und jenseits der Alpen besser in den Blick zu bekommen, war das Ziel einer Arbeitstagung (September 1979) im Trientiner Institut, das seit langem zu einer Begegnungsstätte zwischen italienischen und deutschen wie österreichischen Historikern geworden ist. Wenn der Vergleich selbst — aus begreiflichen Gründen - noch nicht thematisiert worden ist, so können dennoch die acht mehr oder weniger unverbunden nebeneinanderstehenden Vorträge als repräsentativ gelten für den in den beteiligten Ländern erreichten methodischen Standard der Stadtgeschichtsforschung, d. h. die Auffächerung in eine Vielzahl von Fragestellungen, die Erschließung neuer Themenbereiche und den Versuch einer Zusammenschau, die immer weiter wegführen vom alten Monopol der Rechts- und Verfassungsgeschichte und immer mehr hinführen zu einer möglichst alle Aspekte erfassenden Geschichte der Städte. Auf der italienischen Seite wird dabei der Bogen weit gespannt von der Geistes- bzw. Mentalitätsgeschichte über die Wirtschaftsgeschichte bis hin zur Bildungsgeschichte. Maria Consiglia de Matteis (Societas cristiana e funzio- nalitä ideologica della cittä in Italia: linee di uno sviluppo, S. 13—49), beschreibt die allmähliche Säkularisierung bzw. Funktionalisierung der ,kollektiven Ideologie“ des städtischen Selbstverständnisses von der zunächst religiösspirituell geprägten ,societas cristina“, die sich mit Bischof und Kirche identifiziert, über den Kult des Stadtpatrons und Städtelob als, auch Herrschaft legitimierendes und stützendes, Gemeinschafts- und Bildungserlebnis bis hin zur teils politisch-pragmatischen, teils utopischen Regierungslehre (gute Verwaltung, Friedensidee, Gemeinwohl) des Spätmittelalters, wo bereits Machiavelli gleichsam um die Ecke schaut. - Einem besonderen Aspekt des Stadt- Land-Verhältnisses, nämlich den Möglichkeiten und Mitteln für die Beherrschung und Kontrolle des städtischen Territoriums (contado), widmet sich Francesca Bocchi (La cittä e Vorganizzazione dei territorio in etä medievale, S. 51-80). Als wichtigste Motive und Instrumente werden dabei genannt die militärische Sicherung des Gebiets und seiner Verkehrsverbindungen, die Lebensmittelversorgung, das Steueraufkommen des contado sowie eine regelrechte Bevölkerungspolitik (,borghi franchi“, Urbarmachung, .Freilassungen“). — Roberto Greci (Forme di organizzazione del lavoro nelle cittä italiane tra etä comunale e signorile, S. 81-117), gibt meist mit bologneser und florentiner Beispielen einen Überblick über Organisation und Spezialisierung der Arbeitsvorgänge in den wichtigen Bereichen des Bauhandwerks sowie der Glas- und Textilherstellung, wo die Abhängigkeiten der handwerklichen bzw. Lohnarbeit vom Kapitalgeber mit allen ihren sozialen Folgen besonders ausgeprägt sind und wo bisweilen die Kommunen kontrollierend oder auch als öffentlicher Auftraggeber“ (Venedig) eingreifen und Einfluß nehmen. — Wie in oberitalienischen Städten des Spätmittelalters die .Volksschule“, d. h. der private oder öffentliche Elementarunterricht im Lesen/Schreiben- (Grammatik) und Rech-