Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien

482 Literaturberichte des seit 1513 das Zentrum der ständischen Macht bildenden Landhauses in der Wiener Herrengasse Erwähnung, wo namhafte Architekten und Maler für die künstlerische Ausgestaltung verpflichtet wurden. Es ist zu hoffen, daß das vorliegende Heft weite Verbreitung findet, denn das Wissen um die ständische Tradition ist selbst in historisch interessierten Kreisen und bei Studenten - trotz des schon angedeuteten verstärkten Interes­ses der Geschichtswissenschaft - noch immer sehr gering. Georg Heilingsetzer (Linz) Wolfgang Sittig Landstände und Landesfürstentum. EineKrisenzeit als Anstoß für die Entwicklung der steirischen landständischen Verwaltung (Veröffentlichungen des Stei­ermärkischen Landesarchivs 13). Steiermärkisches Lan.desarchiv, Graz 1982. 222 S. Vertraut man den gängigen Handbüchern, Editionen und Spezialwerken zur österreichischen Verfassungsgeschichte, dann gelangt man zu der Vorstellung, während der ersten Regierungsjahre Erzherzog Ferdinands habe in den Erb­landen - auf der programmatischen wie auf der praktisch-administrativen Stufe - ein totales Vakuum in der frühneuzeitlichen, von Maximilian I. einge­leiteten Verfassungsentwicklung geherrscht, soweit es sich um schöpferische oder auch nur bewahrende oder weiterführende Akte des neuen Regimes (nicht der Stände) handelt. Erst die seit 1526 einsetzende, stufenweise Einrichtung einer „Zentralverwaltung“ bedeutet demnach einen allmählichen Abbau die­ses vermeintlichen Moratoriums. Ein solches Modell, das die angeblich so kontinuitäts- und organisationsfeindliche, durch fremdländische Prinzipien diktierte Haltung der Regierung (d. h. Erzherzog Ferdinands während der Amtsperiode des einflußreichen Schatzmeistergenerals Gabriel von Salaman­ca) als theoretischen Hintergrund impliziert und bisher lediglich aus seiner Resonanz im ständischen Lager erschlossen wurde, bildete, vor allem durch die apodiktische Aussage bei Theodor Fellner und Heinrich Kretschmayr (Die österreichische Zentralverwaltung 1/1 = Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 5 [Wien 1907] 30) Grundlage für die weitere Forschung. Und obwohl relativ leicht erreichbare Quellen eine Korrektur ermöglicht hätten, wurde diese Vorstellung, von einigen Ausnahmen abgese­hen, bis heute beibehalten, sogar noch akzentuiert. Die frühen Jahre Ferdinands bilden auch den Schwerpunkt der vorliegenden Studie, die zwar vorwiegend die ständischen (besonders steiermärkischen) Initiativen mit den Maßnahmen des Landesfürsten konfrontiert, dabei jedoch auch Wesentliches über die aus letzteren und den Bestrebungen der gesamt­österreichischen Landschaft resultierenden Kräfte aussagt. Methodisch beruht die 1938 (!) approbierte Hausarbeit S’s am Institut für österreichische Ge­schichtsforschung auf einer Analyse von (vorwiegend) gedrucktem, aber auch unveröffentlichtem Material, wobei für dieses die Anhänge (S. 175-217) bereits die entscheidende Quellengrundlage zu erkennen geben. Die Ergebnisse lassen sich in knapper Form etwa folgendermaßen zusammenzufassen: Mißtrauen gegenüber der Loyalität der erbländischen Untertanen und die Vorherrschaft außenpolitischer Konzeptionen im Denken des ,Infanten‘ in Verbindung mit den aus früheren Erfahrungsbereichen mitgebrachten Vorstellungen von Macht und Herrschaft führten auf einen Weg, der gleichzeitig auf eine Schwächung der Zentralbehörde (des Hofrates) gegenüber dem Herrscher wie auf eine Stärkung der ersteren gegenüber den

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