Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)
SPIELMAN, Danila Cole – THOMAS, Christiane: Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. in Spanien. Bisher unbekannte Briefe Karls V. an seinen Bruder (1514–1517)
18 Danila Cole Spielman und Christiane Thomas n. 5 (Bauer FK n. 5 b), aber nur n. 7 (Bauer FK n. 5 d) trägt neben der Namensform „G[onzal]o de Segovia“ den Titel „secretario“ mit dem Zusatz „visa manu propria“. Villegas’ Gegenzeichnung findet sich auf den Briefen nn. 5, 9 und 10 (Bauer FKnn. 5 b, 8 und 8 a)76). Von ihm wissen wir nur, daß er Karl im Herbst 1517 nach Spanien begleitete77). Zu den wenigen Spaniern, die bis 1516 in Brüssel tätig waren, gesellten sich in dem Augenblick, als Karl Herrscher der spanischen Königreiche wurde78), Männer, die in Diensten Ferdinands von Aragon gestanden waren oder bei dem jungen Nachfolger ein Amt suchten, darunter zweifellos auch solche, die das Reinschreiben übernahmen. Leider sind ihre Namen nicht festzustellen, ja es läßt sich nicht einmal sagen, ob sie — wie in Kastilien — für einzelne Sekretäre oder als Mitglieder des Kanzleipersonals arbeiteten79). Ebenso sind die Schreiber der Adressenvermerke und die Siegelbefestiger nicht faßbar. Diese kastilische Enklave innerhalb des burgundischen Beamtentums legte die Entschließungen des burgundischen Rates und seiner kastilischen Helfer schriftlich nieder, - eines Rates, der vom offensichtlich allmächtigen Guillaume de Croy, Sieur de Chiévres, Karls früherem Ayo und jetzigem Großkämmerer („premier et grand chambellan“) geführt wurde. Chiévres und sein engster Kreis waren frankreichfreundlich und französischen Ideen gegenüber aufgeschlossen und suchten eher die Beratung durch kastilische Exulanten, die in Opposition zu Ferdinand von Aragon standen und dessen jüngeren Enkel nicht schätzten80). Im Lauf des Jahres 1517 stieg Mota, der schon am 22. August 1516 Bischof von Badajoz geworden war81), zum einflußreichsten Berater Chiévres’ und Leiter des Sekretariates auf82). Es ist anzunehmen, daß Karl an der Entstehung der Briefe beteiligt war. Bei Beratungen verhielt er sich zwar meist nur schweigend bzw. zuhörend83), aber hier handelte es sich um wichtige Familienangelegenheiten, die er sehr ernst nahm: In diesen Schriftstücken betonte und wahrte er seine Stellung als Haupt der Familie nach dem Tod des Großvaters, als „hermano y padre“. Das klare und flexible Kastilianisch des frühen 16. Jahrhunderts setzt sich in 76) Bei n. 9 (Bauer FK n. 8) ist aufgrund des Abschneidens (vgl. Anm. 74) nur die dekorative Schlußfloskel erhalten, die mit derjenigen der Gegenzeichnung Villegas’ in n. 10 (Bauer FK n. 8 a) identisch ist. 77) Manuel de Foronda y Aguilera Estancias y viajes del Emperador Carlos V (Madrid 1914) 94. 78) Sein entsprechender Titel in der Urkunde, mit der er der Verlobung seines Bruders Ferdinand mit Anna von Ungarn zustimmt: HHStA Allgemeine Urkundenreihe 1516 Mai 19. 79) John M. Headley The Emperor and his Chancellor. A study of the imperial chancellery under Gattinara (Cambridge University Press 1983) 15-28 und passim. 80) Walser-Wohlfeil Die spanischen Zentralbehörden 17ff; Headley The Emperor and his Chancellor 15-19; Bauer Anfänge 45; Baumgarten Geschichte Karls V. 1 22f; Andreas Walther Die Anfänge Karls V. (Leipzig 1911) 156-162. 81) Hierarchia Catholica Medii Aevi . .inchoavit Guilelmus van Gulik, absolvit Conradus Eubel, 3 (Monasterii 1910) 283. 82) Walser-Wohlfeil Die spanischen Zentralbehörden 128. 83) Walther Anfänge Karls V. 202ff.