Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

SPIELMAN, Danila Cole – THOMAS, Christiane: Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. in Spanien. Bisher unbekannte Briefe Karls V. an seinen Bruder (1514–1517)

14 Danila Cole Spielman und Christiane Thomas späten Briefe mit dem im Bestand Belgien üblichen „Normmaß“ überein, der leicht wellige Papierrand wurde nicht begradigt. Wesentlich auffallender ist jedoch, daß nur die Jugendbriefe die gleiche Art von Rückvermerken tragen, die uns zudem für die Bestimmung ihrer Herkunft weiterhelfen. Unmittelbar unter dem beschnittenen oberen Rand steht jeweils die Datierung, die der Archivar mit Tinte - eine heute perhorreszierte Vorgangsweise - auf das alte Papier kritzelte. Die Jahreszahl der Datierung, die manchmal im Originaltext fehlt, wurde jedesmal vom Archivar richtig und auch korrekt in Klammer ergänzt und der Adressat, der ohne Namensnennung nur als Bruder angeredet wurde, ebenso einwandfrei mit den Wörtern „an sfeinen] Bruder Ferdinand“ identifiziert. Die recht eigenwillige Handschrift ist durch ihre Individualität ohne Schwierigkeit Joseph Chmel zuzuweisen, der seit 1834 als zweiter Archi­var angestellt war53). Abgesehen von dem weiten Interessenbereich, der für Chmel so charakteristisch war, mußten diese Briefe seine Aufmerksamkeit wecken, da sie Zeugnisse zur Geschichte Maximilians I. bildeten, der seine spätere Edition gewidmet war54). Damit sind wir bereits über Meiller hinaus vorgestoßen. Weiter zurück führen die Signaturen, die oben und unten links zu finden sind. Sie lauten stereotyp für jedes Folio „No 10“ (oben links) und „Fase. 2/5“ (unten links) und verursachen einiges Kopfzerbrechen. Der Buch­stabenbestand in einer gestochenen, völlig gleichmäßigen, nach rechts geneig­ten Lateinschrift ist zu gering, um gute Vergleichsmöglichkeiten zu bieten, der Kreis der „schön“, fast lehrerhaft schreibenden Archivare zu groß, um rasch mit schlafwandlerischer Sicherheit wie bei Joseph Chmel den Schreiber zu „entlarven“. Einer vagen Annahme folgend, unter den in Betracht kommenden Archivbeamten würden die Buchstabenformen auch für Joseph Knechtl zutref­fen — da er dazu neigt, das kleine c und das kleine s der Lateinschrift mit einem Aufwärtsbogen nach rechts zu versehen —, wurden einige Handschriftenbe­zeichnungen und Einlagzettel zu Rate gezogen, die nachweislich von Knechtl angefertigt worden waren55). Den letzten Ausschlag gab das Titelblatt des Briefkonvoluts Katharinas von Polen an ihren Vater Ferdinand 1.56), wo die allbekannte Kurrentschrift Knechtls mit ihrer lateinischen Variante in dersel­ben Federstärke und Tintentönung und mit den Sonderformen für c und s vereinigt ist. Die Vergleiche gestatteten auch, die Bruchstrichsignatur zu enträtseln, da Knechtl gelegentlich diese Kürzung voll ausschrieb57). Danach ist die Faszikelnummer 2 die größte Einheit, die in Abteilungen (z. B. eben Abteilung 5) untergegliedert ist. Mit Nummer 10 ist am ehesten an eine Konvo­lutzählung, keineswegs an eine Stückzahl, zu denken, da sonst nicht bei allen 53) Gesamtinventar 1 24. 54) Siehe oben S. 4 mit Anm. 9. 55) Mein Dank richtet sich an meine Kollegen Dr. Elisabeth Springer und Dr. Franz Dimberger, die mit spontaner Begeisterung an den „Beratungen“ über die Schriftzuord­nung teilnahmen. Elisabeth Springer verwies mich - für Schriftproben Knechtls - auf die Handschriften W 85 und W 88. 5e) HHStA Familienkorrespondenz A 1. 57) Handschrift W85: „Fascikel 9 Abtheilung 2 Nro. 13“.

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