Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

SPIELMAN, Danila Cole – THOMAS, Christiane: Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. in Spanien. Bisher unbekannte Briefe Karls V. an seinen Bruder (1514–1517)

Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. 3 ersten Band seiner ferdinandeischen Familienkorrespondenz fehlten! Eine kleine Einschränkung darf nicht verschwiegen werden: nn. 3 und 96) hatte Bauer als seine nn. 5 und 8 abgedruckt. Im ersten Fall folgte er dem Druck von Prudencio de Sandoval Historia de la vida y hechas del emperador Carlos V (Pamplona 1634), im letzteren demjenigen von Charles Weiss Papiers d’Etat du Cardinal de Granveile 1 (Collection de documents inédits sur l’histoire de France, Paris 1841). Bei der Armut an persönlichen Aussagen des Jahrzehnts vor Ferdinands Regierungsantritt in den österreichischen Ländern stand von vornherein fest, daß so schnell wie möglich an eine Veröffentlichung gedacht werden mußte. Selbst wenn man bei einem flüchtigen Lesen der beiden ersten Stücke nur den Eindruck gewinnt, zeremonielle, inhaltlich nichtssagende Höf­lichkeitsschreiben vor sich zu haben, wird bei genauerem Studium klar, daß diese zehn Briefe Karls V. im Grunde eine Einheit bilden: Sie setzen mit 4. Dezember 1514 noch vor der Großjährigkeitserklärung Karls ein, enden mit 26. Oktober 1517, als Karl bereits als Herrscher der spanischen Königreiche in Spanien angekommen ist, den Infanten Ferdinand aber noch nicht gesehen hat, und kreisen um ein zentrales Thema, Gesundheitszustand und Tod des Groß­vaters Ferdinand von Aragon. Hinter harmlos klingenden Satzfolgen, die familiäre Anteilnahme am Wohlergehen des Großvaters und des jüngeren Bruders ausdrücken, liegen zweifellos alle Probleme versteckt, die mit der Erbfolge Karls und der Versorgung Ferdinands Zusammenhängen, ja es scheint sogar, daß ein gewisses Ausmaß an Angst vor der Rolle mitschwingt, die der in Spanien aufwachsende jüngere Enkel des Katholischen Königs gegenüber dem in Burgund erzogenen älteren Erbberechtigten spielen könnte. Zumindest muß es Befürchtungen gegeben haben, daß die Nachfolge nicht reibungslos vonstat­ten gehen und Widerstand zu erwarten sein würde, dem Karl mit persönlichen Appellen an Ferdinand schon zu Lebzeiten des kränkelnden alten Königs begegnen wollte. Es sind Zeugnisse einer kritischen Periode und insofern für die Jugend beider Geschwister aufschlußreich, auch wenn wir keine schriftli­che Reaktion des Jüngeren kennen. Die Veröffentlichung sollte daher nicht auf einen Nachtrag zu einem in weiter Ferne liegenden vierten Band der Familienkorrespondenz verschoben werden: Danila Spielman hat sich bereit erklärt, die fast durchwegs spanischen Texte7) nach dem Muster der Bauer-Lacroix’schen Ausgabe in den Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs zu publizieren. Mit Auffindung und Wiedergabe bisher unbekannten Materials mag der Histo­riker zufriedengestellt sein, den Archivar interessieren zusätzlich einige Aspekte, die, auf einen einfachen Nenner gebracht, in die Kernfrage münden: Warum berücksichtigte Bauer diese Briefgruppe nicht? Gerade er, der sich jahrelang um die Erfassung der ferdinandeischen Quellen bemühte, dem als 6) Für diese Edition erhalten die Briefe Nummern in chronologischer Reihenfolge und in Klammer jene Nummer, die ihnen als Einschub im Druck Bauers zukommt. ’) Lediglich n. 1 (Bauer FK n. 2 a) ist ein französisches Original. l*

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