Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)
SCHÖDL, Günter: Zur Forschungsdiskussion über alldeutsch-deutschnationale Politik in der Habsburgermonarchie und im Deutschen Reich
Referate 419 chronologisch nach dem Absendedatum, zuerst die auslaufenden, dann die eingehenden Schriftstücke (letztere nach dem Präsentationsdatum). Von den Schultzeschen Richtlinien weicht die Edition insofern ab, als der Text — abgesehen von den französischen Akzenten — nicht modernisiert wurde, und zwar mit der durchaus plausiblen Begründung, daß eine Modernisierung ihrerseits bald wieder veraltet wäre. Auch die Abkürzungen sind nicht aufgelöst, was allerdings der Lesbarkeit nicht gerade förderlich ist. Die Überschrift nennt jeweils Absender und Empfänger lediglich mit dem Familiennamen ohne Dienstbezeichnung. Man muß also, sofern man die jeweilige personelle Besetzung der österreichischen Vertretungen nicht im Kopf hat, erst im Namensregister nachschlagen, wo man dann den abgekürzten Vornamen und den Verweis auf eine Anmerkung findet, in der der volle Name und die Dienststellung — allerdings nur nach Jahren, nicht mit genauem Anfang und Ende — auf- scheint, also nicht gerade ein sehr praktischer Modus. Es folgt dann die aktenkundliche Beschreibung mit Fundort, Aktentyp, Entstehungsstufe, wichtigen Kanzleivermerken, Protokoll- bzw. Präsentierungsvermerk, schließlich in Kursivdruck ein kurzes Regest zur Orientierung. Dem eigentlichen Text sind textkritische sowie Sachanmerkungen beigegeben. Da die Abkürzungen im Originale beibehalten wurden, sind die Abkürzungsverzeichnisse in jedem Band ziemlich umfangreich. Die Einleitungen der drei Bearbeiter sind in Anlage, Umfang und Qualität sehr verschieden. Ana Maria Schop Soler gliedert den Stoff des ersten Bandes in drei Phasen, nämlich das Vorstadium der Krise bis Juni/Juli 1853, den Vermittlungsversuch Buols mit Hilfe der Wiener Konferenz (bis Dezember 1853) sowie die allmähliche Annäherung Österreichs an die Westmächte mit dem Versuch, den Kaiser und die Generalität zu aktivem Eingreifen am Balkan zu bewegen. Letzteres sei bisher mißverstanden worden als Beginn einer expansiven Politik, während besonders die im vorliegenden Band publizierten Dokumente eindeutig bewiesen, daß Buol keinesfalls den Krieg wollte, sich vielmehr um den Frieden unablässig bemühte. Oberster Grundsatz der österreichischen Politik in der ersten Phase waren die Erhaltung des Osmani- schen Reiches, des europäischen Gleichgewichts und des Weltfriedens im Sinne Metternichs. Buol habe durch Ablehnung der Versuche seitens der Westmächte und Rußlands, Österreich zu einer eindeutigen Stellungnahme zu drängen, Europa vor dem sofortigen Kriegsausbruch bewahrt. Auch nach dem Einmarsch der Russen in die Donaufürstentümer bemühte sich Buol mit Hilfe der Wiener Konferenz unermüdlich um eine friedliche Lösung, geriet jedoch in eine prekäre Stellung zwischen den beiden Lagern, zumal Preußen in der Hoffnung auf Stärkung seiner machtpolitischen Position zu Buols Überraschung eine gemeinsame Neutralitätserklärung vor dem Deutschen Bund verweigerte. Erst nach dem Ultimatum der Westmächte an Rußland hielt Buol eine passive Haltung für zu gefährlich und schlug eine Besetzung der Donaufürstentümer in 27*