Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)

SCHÖDL, Günter: Zur Forschungsdiskussion über alldeutsch-deutschnationale Politik in der Habsburgermonarchie und im Deutschen Reich

414 Literaturberichte Wien zugänglich sind? Jede Biographie Karls erörtert den Einfluß Gat­tinaras, Cobos’, Granvellas, Loyasas und anderer. Ist es unnötig, sich um die Vorlagen und Ratschläge zu kümmern, die Ferdinand von sei­nem engeren Beraterkreis gemacht worden sind? In einem ihrer Auf­sätze hat S. F. einen Brief Ferdinands an seine Söhne Maximilian und Ferdinand aus dem Jahr 1547 näher interpretiert, in dem der Vater den Prinzen die Bedeutung der Ratgeber, auf die ein Fürst angewie­sen sei, eindringlich vor Augen geführt hat17). Für ihr Buch aber hat sie diesen Hinweis ihres Helden nicht beachtet: Der wichtigste Rat­geber in den späteren zwanziger und den dreißiger Jahren, Bischof Bernhard Cles von Trient, wird überhaupt nur an vier Stellen erwähnt, Seid, der kluge Reichsvizekanzler der letzten Jahre, der auch Karl V. schon treu gedient hatte, sogar nur zweimal, und welchen Einfluß diese und andere Männer oder etwa die Beichtväter auf ihren Herrn gehabt (oder nicht gehabt) haben, bleibt völlig dunkel. Es möge daher auch nicht als Beckmesserei aufgefaßt werden, wenn nun noch einige Quelleneditionen genannt werden, die bei S. F. fehlen, obwohl sie wichtiges einschlägiges Material enthalten: die beiden zu­letzt erschienenen Bände der Jüngeren Reihe der Deutschen Reichstags­akten (die ersten vier Bände sind benutzt)ls); die neueren Bände der ersten Serie der Nuntiaturherichte (im Quellenverzeichnis sind nur 12 statt 17 Bände angegeben) und die für Ferdinands Spätzeit reichhal­tigen vier ersten Bände der zweiten Serie10); die Acta Reformationis Catholicae, die mancherlei Interessantes zur Religionspolitik bergen* 20); die Akten zur Geschichte des Landsberger Bundes, den Ferdinand als Instrument der Friedenswahrung im Reich ansah 21); Sickels Edition von Trienter Konzilsakten22), die wohl gelegentlich benutzt, aber im Ver­zeichnis nicht aufgeführt ist. — Aus den Lücken in der Literatur seien nur erwähnt: Band 1 der wegen ihrer Quellenbeherrschung bis heute nicht ersetzten Deutschen Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation 17) Paula Sutter Fichtner Of Christian Virtue and a Practicing Prince: Emperor Ferdinand I and His Son Maximilian in The Catholic Historical Review 61 (1975) 409—416. is) Deutsche Reichstagsakten unter Kaiserl Karl V. Band 7/1 und 2 bearb. von Johannes Kühn (Stuttgart 1935); Band 8/1 und 2 bearb. von Wolfgang Steglich (Göttingen 1970). i») Nuntiaturberichte aus Deutschland. Nebst ergänzenden Aktenstücken Abt. I: 1533—1559, hg. vom Deutschen Historischen Institut in Rom, Bände 13—17 (Tübingen 1959—1971); Abt. II: 1560—1572, hg. von der Historischen Commission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bände 1—4 (Wien 1897, 1953, 1903, 1914). 20) Acta Reformationis Catholicae, hg. von Georg Pfeilschifter, 6 Bän­de (Regensburg 1959—1974). 21) Beiträge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und des Landsberger Bun­des 1556—1598, bearb. von Walter Goetz (München 1898). 22) Siehe Anm. 15.

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