Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)

SCHÖDL, Günter: Zur Forschungsdiskussion über alldeutsch-deutschnationale Politik in der Habsburgermonarchie und im Deutschen Reich

409 REFERATE Paula Sutter Fichtner Ferdinand I of Austria: The Politics of Dynasticism in the Age of the Reformation (East European Monographs, No. C). Columbia University Press, New York 1982. IX, 362 S. Eine politische Biographie Ferdinands I., des bedeutenden Bruders und Nachfolgers Kaiser Karls V., gilt seit langem als Desiderat der Ge­schichtsschreibung. An großen und kleineren Lebensdarstellungen Karls V. gibt es keinen Mangel, dem gemeinsamen Großvater Maximilian I. ist unlängst eine monumentale mehrbändige Biographie gewidmet worden 1), und auch für Ferdinands nächste Nachfolger, seinen Sohn Maximilian II. und seinen Enkel Rudolf II., liegen — allerdings nicht voll überzeugen­de — Monographien vor* 2). Ferdinand I. hingegen hat bisher nur ein­mal einen Historiker so in seinen Bann gezogen, daß er ihm seine Lebensarbeit gewidmet hat: Was Franz Bernhard von Bucholtz in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in acht Bänden plus einem Band Quellenauszüge vorlegte3), war indessen keine Biographie, sondern eine Geschichte der Ereignisse des 16. Jahrhunderts, sofern der Herr­schaftsbereich Ferdinands davon nur irgendwie tangiert wurde; auch war es Bucholtz nicht gegeben, die gewaltigen Stoffmassen zu durchdringen, sein Werk blieb eine Materialsammlung. Seit Bucholtz ist kein ernst­hafter großangelegter Versuch mehr unternommen worden, Leben und Leistung Ferdinands I. eine Gesamtbetrachtung zu widmen. Die dem fotomechanischen Neudruck des Werkes von Bucholtz (1971) als Ein­leitung vorangestellte Skizze von Bertold Sutter4) konnte und wollte die Lücke ebensowenig schließen wie ein Essay von Günther Stökl5) oder der Artikel von Adam Wandruszka in der Neuen Deutschen Biogra­phie 6). (Man vergleiche nur einmal den Umfang dieses Beitrags mit dem von Alfred Kohler über Karl V. in demselben Sammelwerk!)7) — Vermag das Buch von Paula Sutter Fichtner, einer in den USA leh­') Hermann Wiesflecker Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit, 4 Bände (Wien 1971—1981). 2) Viktor Bibi Maximilian II., der rätselhafte Kaiser. Ein Zeitbild (Heller­au 1929); Gertrude von Schwarzenfeld Rudolf II. Der saturnische Kaiser (München 1961); R. J. W. Evans Rudolf II and His World (Oxford 1973); deutsche Ausgabe Rudolf II. Ohnmacht und Einsamkeit (Graz—Wien— Köln 1980). 3) Franz Bernhard von Bucholtz Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, 9 Bände (Wien 1831—1838). 4) Ferdinand I. (1503—1564). Der Versuch einer Würdigung (Graz 1971). 5) Günther Stökl Kaiser Ferdinand I. in Gestalter der Geschichte Öster­reichs, hg. von Hugo Hantsch (Innsbruck—Wien—München 1962) 127—141. 6) Adam Wandruszka Ferdinand I. in NDB 5 (1961) 81—83. 7) Alfred Kohler Karl V. in NDB 11 (1977) 191—211.

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