Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)

SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)

Rezensionen 527 Serien der großen vom „Istituto storico italiano per 1’ etä moderna e contem­poranea“ herausgegebenen Aktenpublikation Le relazioni diplomatiche fra I’Austria e il Regno di Sardegna, von denen bisher fünf, den Zeitraum von 1814 bis 1838 umfassende Bände vorliegen, hat er sich in einer großen An­zahl von Quelleneditionen und Darstellungen mit Ereignissen und Persön­lichkeiten dieser Epoche beschäftigt, so daß er wie kein anderer berufen er­scheint, ein begründetes und wohlausgewogenes Urteil über Persönlichkeit und Regierung des in der italienischen Historiographie so umstrittenen Kö­nigs Karl Albert abzugeben. So bietet denn auch die Einleitung einen Überblick über die bisherige Lite­ratur in allen ihren, weitgehend politisch bedingten Schattierungen von der patriotisch-hagiographischen Verherrlichung des „Vorkämpfers und Märty­rers“ des Risorgimento bis zur schonungslosen Verdammung des „bigotten, charakterschwachen Verräters“ der Erhebung von 1821 und „unnachsichti­gen Verfolgers der Mazzinianer“ durch die liberal-demokratische Geschichts­schreibung der durch die Namen Benedetto Croce und Adolfo Omodeo ge­kennzeichneten Richtung. Dem nicht-italienischen Leser drängt sich dabei die Feststellung der bemerkenswerten Tatsache auf, daß, soweit uns bekannt ist, seltsamerweise die ganz auf die isolierte Geschichte des Risorgimento konzentrierte italienische Historiographie noch nie auf den Gedanken ge­kommen ist, den Herrscher mit seinem ihm in so vielfacher Beziehung ähnli­chen Zeitgenossen, dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV., zu verglei­chen. Nach einer kurzen Skizze der Geschichte des Königreichs Sardinien unter den beiden Vorgängern Karl Alberts werden dann Außen- und Innenpolitik, die Verfolgung der Geheimbünde und die Reformen in den einzelnen Ab­schnitten der Regierung Karl Alberts klar und übersichtlich dargelegt und beurteilt. Dabei sind besonders interessant die Abschnitte über die Förde­rung von Wissenschaft und Volkserziehung, die kirchlichen wie die wirt­schaftlichen Reformen, die man, gemessen etwa an der österreichischen Ent­wicklung, einerseits als eine Art von gemäßigtem „Spätjosephinismus“, ande­rerseits als eine vorsichtige Vorwegnahme der Innenpolitik des österreichi­schen „Neoabsolutismus“ kennzeichnen könnte. Dem abschließenden Urteil des Autors, daß die dann mit dem „Statuto“, der Märzverfassung von 1848, ihren krönenden Abschluß findende Epoche Karl Alberts die unerläßlichen Voraussetzungen für die später unter Cavour so erfolgreich durchgeführte Politik geschaffen habe und daß der von Anfang bis Ende beharrlich die österreichische Hegemonie in Italien innerlich ablehnende Herrscher, obwohl er keineswegs die nationale Einigung Italiens ersehnte, so doch zu einem Wegbereiter des „Risorgimento“ wurde, wird man wohl zustimmen müssen. Adam Wandruszka (Wien) Die Habsburgermonarchie 1848-1918. Im Aufträge der Kommission für die Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie (1848-1918) hg. von Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch. Band 3 (in 2 Teilen): Die Völker des Reiches. Verlag der österreichi­schen Akademie der Wissenschaften, Wien 1980. 1. Teilband: XVIII, 774 S.; 2. Teil­band: XII S., S. 775-1471; 1 Karte, 94 Tabellen, 2 Diagramme. Es unterliegt keinem Zweifel, daß für die Entwicklung der Habsburgermo­narchie in der franzisko-josephinischen Epoche der nationalen Frage eine

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