Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)
SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)
528 Literaturberichte überragende Bedeutung zukam. Dies findet auch am Umfang der bisher erschienenen Bände seinen Ausdruck; denn während man für immerhin so bedeutsame Problemkreise wie wirtschaftliche Entwicklung (erschienen 1973) sowie Verwaltung und Rechtswesen (erschienen 1975) mit je einem Band das Auslangen finden mußte, wird das Nationalitätenproblem in zwei umfangreichen Bänden abgehandelt. Wieder wurden namhafte in- und ausländische Autoren zur Darstellung der einzelnen Nationalitäten sowie ergänzender Themen gewonnen, und zwar (in der Reihenfolge der Beiträge): Adam Wan- druszka (Wien) Notwendiger Völkerverein‘ oder ,Völkerkerker1; Erich Zöllner (Wien) Perioden der österreichischen Geschichte und Wandlungen des Österreich-Begriffes bis zum Ende der Habsburgermonarchie; Peter Urbanitsch (Wien) Die Deutschen in Österreich. Statistisch-deskriptiver Überblick; Berthold Sutter (Graz) Die politische und rechtliche Stellung der Deutschen in Österreich 1848 bis 1918; Friedrich Gottas (Salzburg) Die Deutschen in Ungarn; László Katus (Budapest) Die Magyaren; Jiií Kofalka (Prag) und R. J. Crampton (Cambridge) Die Tschechen; Henryk Ba- towski (Krakau) Die Polen; Wolfdieter Bihl (Wien) Die Ruthenen, Die Juden, Notizen zu den ethnischen und religiösen Splitter-, Rest- und Sondergruppen in den habsburgischen Ländern; Keith Hitchins (Urbana) Die Rumänen; Arnold Suppan (Wien) Die Kroaten; Dimitrije Djordjevic (Santa Barbara) Die Serben; L’udovit Holotik (Preßburg) Die Slowaken; Jankó Pieterski (Laibach) Die Slowenen; Umberto Corsini (Triest) Die Italiener; Gerald Stourzh (Wien) Die Gleichberechtigung der Volksstämme als Verfassung sprinzip 1848-1918; Ludwig Gogolák (Wien) Ungarns Nationalitätengesetze und das Problem des magyarischen National- und Zentralstaates; Robert A. Kann (Princeton - Wien) Zur Problematik der Nationalitätenfrage in der Habsburgermonarchie 1848—1918. Eine Zusammenfassung; §tefan Pascu (Klausenburg) Siebenbürgen und die Bukowina im Rahmen des Habsburgerreiches. Geographische, ökonomische und ethno-demographische Grundlagen. Aus der Aufzählung geht hervor, daß bei der Reihung die zahlenmäßige Stärke der einzelnen Nationalitäten entscheidend war, und daß auch den Juden, die Bihl als spezifische Gemeinschaft, als „... eine Abstammungsgemeinschaft mit der Jahwereligion als historischem Kern und geistigem Zusammenhalt“ (S. 880) charakterisiert, ein eigenes Kapitel gewidmet ist und dankenswerterweise auch „Sekten“, deren Namen (z. B. Lippowaner, Karaimén und Sabbatisten) nur dem Fachmann geläufig sind, zumindest kurz erwähnt werden. Die einzelnen Beiträge (manche — wie etwa jenen von Stourzh — könnte man auch als eigene Arbeiten publizieren) sind von hohem Niveau und vermitteln eine Fülle neuer Erkenntnisse. Hinsichtlich der Artikel über die einzelnen Nationalitäten scheinen einige Anmerkungen angebracht, die jedoch zum größten Teil nicht als Kritik, sondern lediglich als Feststellungen zu werten sind. Was die Bemessung der für die verschiedenen Nationalitäten zur Verfügung gestellten Seiten betrifft, so erhebt sich doch die Frage, von welchen Kriterien man dabei ausging. Es mag für den österreichischen Leser noch verständlich sein, daß der Behandlung der Deutschen mehr als 300 Seiten gewidmet sind (zählt man die Deutschen in Ungarn hinzu, so steigt die Seitenanzahl auf über 370), warum jedoch die Magyaren auf „nur“ etwa 80, die Polen auf wenig mehr als 30, die Kroaten dagegen auf über 100 Seiten