Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)

SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)

Rezensionen 519 abouts of his sarcophagus are unknown despite extensive efforts to relocate it. Such, it would seem, has been the fate of this book. Charles Ingrao (West Lafayette, Ind.) Karl Teply Türkische Sagen und Legenden um die Kaiserstadt Wien. Hermann Böhlaus Nach!, Wien-Köln-Graz 1980. 162 S., 16 Abb. Aus der Feder von Karl Teply stammt bereits eine Reihe von Abhandlungen, welche die vielseitigen österreichisch-osmanischen Beziehungen, vor allem kulturhistorischer Art, zum Inhalt haben; sie alle zeichnen sich durch beste­chende Sachkenntnis und Akribie aus. Mit Recht durfte man daher auf sein neuestes Werk gespannt sein, das über eine rein historische Darstellung hin­ausgeht und sich dem Gebiet der Sagen- und Legendentradition zuwendet. Daß sich die jahrhundertelange kriegerische Auseinandersetzung in unserem Land in Sagen, Brauchtum und Volksfrömmigkeit niedergeschlagen hat, ist allgemein bekannt und mehr oder weniger hinreichend erforscht. Nur weni­gen Spezialisten war dagegen bislang bewußt, daß dieses Ringen auch auf der Gegenseite starke Emotionen ausgelöst hat, die in Form von Sagen und Legenden Ausdruck fanden. Leider ist von dem ehemaligen Reichtum nicht viel auf uns gekommen. T. stellt in seinem Buch sämtliche der heutigen Wis­senschaft bekannten türkischen Sagen zusammen, die unmittelbar auf die Stadt Wien Bezug haben. Die Hauptquelle stellt das Fahrtenbuch des be­rühmten osmanischen Weltreisenden Evliya Qelebi dar, welcher 1665 im Ge­folge des Großbotschafters Kara Mehmed Pascha persönlich nach Wien ge­reist war. Vier Sagen stammen vom anonymen Chronisten der 1719 nach Wien gekommenen Großbotschaft Ibrahim Paschas, und zwei um 1700 aufge­zeichnete Legenden steuert der moldauische Wojwode und Historiograph Dimitrie Cantemir bei. Unberechtigterweise werden Sagen von der Geschichtswissenschaft allzusehr vernachlässigt. Dabei ist die Volkskunde längst der Ansicht, daß die Sage „ein Geschehen aus dem geistigen Raum und Klima, in dem ihr Erzähler lebt, erzählt und deutet“, daß Menschen darin ihrem Selbstverständnis Aus­druck verleihen. Im vorliegenden Falle liefern also türkische Sagen ein Zeugnis von Art und Weise des geschichtlichen Erlebens und Verstehens der Osmanen, deren Denken uns Europäern ohnehin so fremd und unverständ­lich ist. Kapitelweise stellt der Vf. die Sagen zunächst in neubearbeiteter Übersetzung vor; es folgen Analysen der Hintergründe sowie der Versuch, Zusammenhänge mit Mythen des abendländischen Kulturkreises herzustel­len. Das Kernstück des Buches bilden zwei Prophetien, einerseits die Weissa­gung Simons, der stark islamisch gefärbten Figur des Simon Petrus, anderer­seits die Vorhersage von der Eroberung des Goldenen Apfels. Darin erfahren wir etwa, daß nach Meinung einfacher Volksschichten Wien eine dem Islam verheißene Stadt war. T. bringt beide Prophezeiungen mit abendländischen Endschlachtsagen in Verbindung und demonstriert augenscheinlich, wie auf beiden Seiten das kriegerische Ringen auf emotionale, aber durchaus ver­gleichbare Weise bewältigt worden ist. T’s Analysen sind mehr als bloß Kommentare, sie bieten erstaunlich viele historische Fakten zur Untermaue­rung seiner Hypothesen, die dank seiner Überzeugungskraft keineswegs als

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