Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)

SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)

514 Literaturberichte Zay und den allgemein bekannten Augier Ghislain de Busbecque als Ge­sandten Ferdinands I. in Asien berichtet. Auch hier - wieder unter Betonung der kulturgeschichtlichen Aspekte - diskutiert T. über die diplomatiege­schichtlichen Fragen hinaus auch andere Themen; so leuchtet er etwa die Frage nach der Entdeckung des Monumentum Ancyranum aus, indem er die Rolle des Ungarn Janos Belsey, des Botschaftssekretärs, der die Inschrift ent­zifferte und kopierte, herausstellt. Die Arbeit T’s, die vorwiegend auf gedruckten Quellen fußt, endet mit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert und den — ebenfalls vergeblichen - Ver­suchen Rudolfs II., mit dem persischen Schah eine Liga gegen den Sultan zu schließen, wobei die Initiative durch eine über Rom nach Prag gelangte per­sische Gesandtschaft vom Schah ausgegangen ist. Ab dem 17. Jahrhundert werden die Kontakte auch zu diesen fern von Europa gelegenen Ländern weitaus häufiger und würden — wie der Autor abschließend bemerkt - einer eigenen Studie bedürfen. Alle von Ungarn, später von den Habsburgem ausgehenden diplomatischen Aktivitäten, die darauf abzielten, Bündnisse im Rücken des Osmanischen Reiches zu schließen, sind ohne politische Folgen geblieben, wenn sie auch gerade in der Zeit Rudolfs II. die Fortsetzung des langen Türkenkrieges be­einflußt haben. Die Bedeutung dieser Missionen für uns liegt eher in den di­plomatiegeschichtlichen Organisationsfragen, deren Frühgeschichte auch bei uns nun intensiver erforscht wird, und andererseits auch auf kulturge­schichtlichem Gebiet durch die Informationen der Reiseberichte über diese außereuropäischen Länder. Man kann nur hoffen, daß dieses Buch eine Fort­setzung für das 17. Jahrhundert finden wird. Karl Vocelka (Wien) Rudolf Lili Geschichte Italiens vom 16. Jahrhundert bis zu den Anfängen des Fa­schismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980. 351 S., 2 Karten. Dem ausdrücklich hervorgehobenen Anliegen des Autors zufolge wendet sich das planvoll aufgebaute und ausgewogen gegliederte Werk in erster Linie an deutschsprachige Leser, die der italienischen Geschichte Interesse entgegen­bringen, deren Wissensstand auf diesem Gebiet jedoch breite theoretische Erörterungen über den Stand der historischen Forschung nicht erfordert. Es berücksichtigt ferner jene Leser, deren Anteilnahme dem gegenwärtigen Ge­schehen und besonders der politisch-wirtschaftlichen Krise der letzten Jahre gilt und deren Überzeugung es ist, daß die Wurzeln dieser aktuellen Situa­tion in Italien in längst vergangene Jahrhunderte zurückreichen. Diese Ab­sichten des Autors manifestieren sich in der häufigen Aufzeigung von Paral­lelen zwischen politischem und ökonomischem Geschehen der früheren Epo­chen und Fakten aus der jüngsten Geschichte Italiens vom Faschismus über die Nachkriegsjahre bis in unsere Zeit. Besonderes Gewicht wird auf die Klarlegung der historischen Voraussetzungen jener - vorwiegend negativ verlaufenden — Entwicklungslinien gelegt, die noch heute die Mentalität des Durchschnittsitalieners, die politische Klassifizierung und die soziale Grup­pierung in Italien charakterisieren. Und dies alles wird ohne Aggressivität und ohne Ressentiments gesehen, mit einer fast uneingeschränkten Objektivi-

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