Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)
SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)
466 Literaturberichte gehörte; dem dreieinigen Königreiche [Kroatien, Slawonien und Dalmatien, Anm. d. Vf’s.], ein Theil Dalmatiens hingegen vom Flusse Narenta, Cattaro eingerechnet, Serbien abgetreten“ (S. 94) werden sollte. Miletic bevorzugte den Terminus „kroato-serbisches“ bzw. „serbo-kroatisches Volk“, daher spricht B. auch von einem „integralen Jugoslawismus“, der die großserbische Idee mit der Idee der Einheit des Jugoslawentums verband. Im Gegensatz zur Omladina-Konzeption trat bei Svetozar Markovié die Lösung der sozialen Frage, die gesellschaftliche Umwandlung („preobrazaj“) in den Vordergrund der Ideologie. Diese Verbindung des Nationalitätsprinzips „mit den allgemeinen humanitären fortschrittlichen Vorstellungen“ (S. 102) ordnete der Autor dem „funktionellen Nationalismus“ zu. So sieht B. den „von radikal-demokratischen Prinzipien getragenen Großserbismus Markovié’“ nur als einen „Aspekt des Balkanförderalismus“ (S. 105). Allerdings vermag der Rezensent dem Autor nicht zu folgen, wenn dieser den „hauptsächlich vom Nationalitätsprinzip und der Idee des revolutionären Befreiungskampfes konstituierten Nationalismus ,Markovié’ als einen „von hegemóniáién Tendenzen freien irredentistischen Großserbismus mit dem Ziel der Vereinigung des gesamten Serbentums“ definiert (S. 107). Ziemlich gute Quellen- und Literaturkenntnis verrät der Autor auch im schwierigen Abschnitt über „Narodna odbrana“ [Nationale Verteidigung] und „Ujedinjenje ili smrt“ [Vereinigung oder Tod], Lediglich die von Friedrich Würthle mit großer Akribie gesammelten Dokumente zum Sarajevoprozeß5) hätten noch eingesehen werden können. Jedenfalls setzt sich B. intensiv mit den Propagandabroschüren und Programmen der beiden Organisationen auseinander und unterzieht die wesentliche Literatur (Albertini, Uebersber- ger, Ljubibratié, Dedijer und Würthle [Die Spur führt nach Belgrad] einer ausführlichen Kritik (S. 309-311). An Typologien werden folgende Elemente herausgearbeitet:- Für die „Narodna odbrana“ ein politischer und kultureller Serbismus, in Verbindung mit einem irredentistischen und hegemóniáién Großserbismus, der auch motiviert durch ökonomische Interessen („Brot, Raum, Luft, Handel, Wettbewerb“) nach Vorbild der Großmächte zum Imperialismus tendierte; nach seinen Methoden sei dieser Nationalismus zweifellos als „müitant und revolutionär“ (S. 112) einzustufen, nach seiner Anforderung an den Einzelnen als „integral“.- Für die „Cma ruka“ [Schwarze Hand], ein anderer Name für „Ujedinjenje ili smrt“, setzt B. beim „Piemontismus Serbiens“ an, stellt die Leugnung einer nationalkulturellen und nationalpolitischen Eigenständigkeit des gesamten Kroatentums fest - da sie sogar Kroatien und Slawonien als „serbische Provinzen“ bezeichnete - und sieht hierin einen Übergang vom irredentistischen und hegemóniáién Großserbismus zum „politischen Panserbismus“ (S. 118). Andererseits wurde über die Zeitschrift Pijemont ein unitarischer ethnischer und politischer Jugoslawismus als „ein lediglich taktisch bedingter, funktioneller Nationalismus“ (S. 126) eingesetzt. Nach ihren Methoden vertrat auch die „Schwarze Hand“ einen revolutionären und militanten Nationalismus, 5) Friedrich Würthle Dokumente zum Sarajevoprozeß. Ein Quellenbericht (MÖStA Erg. 9, 1979) 11-20.