Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)

SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)

Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv 1542—1825 407 kamerale Einkünfte Vorkommen. Die Reform von 1749 ging auch am Kame- ralzahlamt nicht spurlos vorüber: Für jeden der drei Sachbereiche - Bot- und Gesandtschaften, Hofstäbe und Dicasteria, Extraordinari-Auslagen - wird eine eigene Kassa mit eigenen Fonds zur Bestreitung der Auslagen ge­schaffen. Der Zahlmeister der Bot- und Gesandtschaftskassa bestreitet alle Aufwendungen für den auswärtigen Dienst (Gesandte, Botschaftshäuser, Kuriere, Friedenskongresse etc.). Der Zahlmeister der zweiten Kasse über­nimmt die Besoldung der Hofstäbe (Obersthofmeisteramt, Oberstkämmerer­amt, Musik, Garden etc.) und der zentralen Behörden (Reichshofrat, Hof­kammer etc.). Die Extraordinari-Kassa schließlich ist für Livreen, Dienstrei­sen, Bibliotheken etc. zuständig. Daneben gibt es zahlreiche Unterkassen für bestimmte Sachbereiche, wie Pensionskassa, Almosenkassa, Depositenkassa, Konvertitenkassa und Hofzahlamt. Letzteres ist eine Unterkasse der Hof- und Dicasterienkasse und hat nichts mit dem großen alten Hofzahlamt von vor 1714 gemein. Als sechste Hauptgruppe schließlich wären die Kontobücher der Hof­buchhaltung zu erwähnen. Das sind nun wirklich keine Zahlamtsbücher mehr, sondern, wie schon der Name ausdrückt, Rechnungsbücher der Buch­haltung. Trotzdem wurden sie stets zu den Zahlamtsbüchem gerechnet, wohl wegen der Gleichartigkeit der behandelten Materie. Die Zahlmeister der ein­zelnen Kassen mußten einerseits über ihre Auszahlungen instruiert und ihre Gebarung andererseits kontrolliert werden. Zu diesen Zwecken legte die Hofbuchhaltung Kontobücher an, von denen sich vier Reihen von Büchern erhalten haben. Die Kontobücher der Hofstäbe, Hoferfordemisse und Besol­dungen behandeln den Zeitraum 1715-1828, die Assignationsbücher (Zah­lungsanweisungen) die Jahre 1718-1787 und schließlich die Kontobücher der Bot- und Gesandtschaften die Jahre 1717-1790. Diese Bücher sind eine will­kommene Ergänzung zu den oft nicht mehr vollständig erhaltenen Kameral- zahlamtsbüchern. Neben dem Geheimen Kammerzahlamt, das immer mehr den Charakter einer Haupthofkassa annahm, gab es eine Reihe von Geheimen Sonderkassen, wie Krönungskassen, Kabinettskassen etc., die aus gegebenem Anlaß oder auf besonderen Wunsch eines Herrschers ins Leben gerufen wurden. Die we­nigen Bücher, die sich von diesen Sonderkassen erhalten haben, befinden sich in der Handschriftensammlung des Hofkammerarchivs. Obwohl es im strengsten Wortsinn keine Zahlamtsbücher sind, werden sie doch in dieser Darstellung mitangeführt, weil sie für die Erforschung der zentralen Ein­nahmen und Ausgaben von gleichem historischem Interesse sind wie die Zahlamtsbücher. Daneben gibt es noch eine Reihe von Sonderkassen, die mit dem Kameralzahlamt in mehr oder weniger enger Verbindung stehen. Von diesen seien hier nur die Kassabücher über den Karlskirchenbau und die Theatralkassen erwähnt. Erstere geben in zwölf Büchern eine detaillierte Aufstellung aller Ausgaben (künstlerische Entwürfe und Besoldungen ebenso wie Ziegel- und Sandabrechnungen) für den Bau dieser Votivkirche. Letztere berichten über Einnahmen und Ausgaben der Hoftheater (Kämtnertorthea-

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