Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)
DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites
und sein Sohn Hugo, Ortolf von Idolsberg, Haidenrich und Otto, die Söhne des Wolf- ger von Eggenburg, Konrad und Sigfried von Radibrunn, Eberhard von Poigen, Algoz, der Bruder des Sigbero, und Erchenbert, der Sohn Erchenberts, des jüngeren Burggrafen von Gars, nach der Stellung in der Zeugenreihe offenbar noch ein Kind113). Aus dieser Nachricht ist der enge Konnex von Gars und Eggenburg gut ersichtlich; von den Söhnen des alten Burggrafen saß der eine als Burggraf in Gars, der andere in Eggenburg. Der Dualismus der landesfürstlichen Zentren Gars und Eggenburg zeigt sich auch in der Wahl des Pfarrortes, im 12. Jahrhundert allem Anschein nach Gars, ab dem 13. Jahrhundert Eggenburg114). Kampaufwärts ist als drittes landesfürstliches Zentrum Krumau zu nennen; sein kirchlicher Mittelpunkt war Altpölla115). Der Ausbau von Siedlungen und Befestigungen am Kamp, von diesen landesfürstlichen Zentren ausgehend, läßt sich gut verfolgen. Es ist bemerkenswert, daß Gars, Thunau, Buchberg und Krumau in den Göttweiger Traditionen überhaupt nicht aufscheinen, Eggenburg ein einziges Mal in der zweiten Jahrhunderthälfte, als ein Reginbert von Eggenburg letzter Zeuge einer Seelgerätstiftung durch Kunigunde und Poppo von Winkel war116). Es mag Zufall sein, kann aber auch als Indiz dafür dienen, daß Leute aus dem Gefolge der Babenberger sich von allem Anfang an, jedenfalls bis zur Gründung von Zwettl, „kirchlich“ nach Klosterneuburg orientierten und sich dort begraben ließen, und nicht in dem passauischen Kloster Göttweig. Wir kennen aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts verschiedene Leute, die Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf 31 113) FRA 2/4 n. 355. Algoz (Adalgoz), der Bruder des Pächters, nannte sich nach Gars, er gab vor 1136 eine Hufe in Eggenburg an Klosterneuburg: FRA 2/4 n. 213. Reichtum, Ansehen und freier Handlungsspielraum der „servi“ der markgräflichen Verwalter, die sich wie ihre Herren nach Gars und Eggenburg nannten, werden hier sichtbar. - Zur Verdeutlichung sei mit aller Vorsicht ein Überblick über die vermuteten Verwandtschaftsverhältnisse der Garser Burggrafenfamilie graphisch dargestellt: I Erchenbert Nizo Adalbero I Adalolt (ev. Schwager) Bgf. v. Gars v. Gars- v. Tautendorf/Gars/Tige t um 1130 Krems => 1. ? Hazicha, t kinderlos Schwester d. Anshalm v. Brunn? 2. Erelindis Herbord (Hadmar) (Pilgrim) Erchenbert Bgf. v. Gars oo Froiza Erchenbert Gisela Wolfger v. Eggenburg „Schachsberg“ Heinrich Otto N. N. oo Heinrich v. Buchberg Hugo Otto 114) Vgl. Wolf Erläuterungen 296ff. 115) Ebenda 238ff; zu Krumau Dienst Tradition 73 ff, 77 ff. 116) FRA 2/69 n. 299 (nach 1157-1164): Kunigunde von Winkel schenkt mit ihrem Mann Poppo in Gegenwart seines Lehensherren, des Grafen Luitold von Plain, am Begräbnistag ihrer Mutter Benedikta zwei Weingärten in Traiskirchen an Göttweig, letzter Zeuge: Reginbert von Eggenburg.