Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites

Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf 25 eandemque potestatem orientalis marchie“ zurückfalle, woher er genommen worden sei. Asparn sieht Wolf als Filiale von Oberleis an87“). Bevor wir den personellen Aspekt unserer Frage weiterverfolgen, eine Über­legung anderer Art. Wenn man von dem von Bischof Altmann um 1071 re­formierten Passauer Eigenstift St. Pölten - dessen Propst wir in pfarrlichen Belangen im Waldviertel in Erscheinung treten sahen - absieht88), so gab es in der Mark des Babenbergers kein Kollegiatstift. Wohl aber war ein solches der Frau des Markgrafen bestens vertraut: In Lorch an der Rems, wo die Sa- lierin Agnes gemeinsam mit Herzog Friedrich von Schwaben, ihrem 1105 verstorbenen Mann, ihre Burg nach der Erbauung der neuen Burg auf dem Staufen für die Stiftung eines Benediktinerklosters verwendet hatte, bestand seit dem 11. Jahrhundert auf dem Gelände des alten römischen Lauriacum ein Kanonikatstift. Dreizehn Pfründen (Pfarren) sind für das 12. Jahrhundert rekonstruiert worden89). Hier hatten die Staufer ihre Grablege; die Gräber wurden 1140 in das neue Benediktinerkloster verlegt90). Parallelen zwischen Lorch und Klosterneuburg fallen auf: Beide liegen innerhalb von Limesstäd­ten, beide an Provinzgrenzen, einmal an der obergermanisch-rätischen, das andere Mal an der norisch-pannonischen Limesgrenze; beide Kirchen waren (sind) der hl. Maria geweiht, beide dienen der Grablege der Stifterfamilie, die neben der geistlichen Gemeinschaft einen Burgsitz („Pfalz“) bewohnt; in beiden Fällen unterhalten die Gemeinschaften eine Schule, dienen Angehö­rige des Stiftes als Kapläne und Kanzleinotare, bedürfen die Stifter des fei­erlichen Gottesdienstes zur Wahrung des Splendors ihrer Familie und ihres Amtes, nehmen die Unterhalter der Gründung Einfluß auf deren personelle Zusammensetzung, Einfluß auf die Organisation der Pfarrseelsorge91). In al­len frühen, das Kollegiatstift betreffenden Klosterneuburger Notizen treten 87“) FRA 2/4 n. 238. Wolf denkt bei der St. Pankrazkirche auch an eine von öttin- ger postulierte Pfalzkapelle in Klosterneuburg (Klosterneuburg 115), doch halte ich diese Auffassung für weniger wahrscheinlich. Die Mistelbacher standen sicher zu den Falkensteinem in engerer Beziehung; vgl. auch Herbert Mitscha-Märheim Ge­schichte von Mistelbach 1 (Mistelbach 1974) 47 ff. 88) Vgl. Gerd Tellenbach Die bischöflich-passauischen Eigenklöster und ihre Vogteien (Eberings historische Forschungen 173, Berlin 1928) 16ff; Karl Gutkas St. Pölten (St. Pölten 21970) 18f; Siegfried Haider Passau - St. Florian - St. Pölten. Beiträge zur Geschichte der Diözese Passau im 11. Jahrhundert in Sankt Florian. Erbe und Vermächtnis (= Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 10, 1971) 36-49. 89) Am ausführlichsten Gebhard Mehring Stift Lorch. Quellen zur Geschichte ei­ner Pfarrkirche (Württemberg is che Geschichtsquellen 12, Stuttgart 1911) XXIII; das Stift bestand bis 1327. 90) Ebenda XXI; zur Frühgeschichte von Kloster Lorch s. Paulus Weissenberger Die Anfänge des Hohenstaufenklosters Lorch bei Schwäbisch-Gmünd in Perennitas (Festschrift für Thomas Michels OSB, Münster 1963) 246-273; vgl. auch W. Seiffer Lorch in Germania Benedictina 5: Baden-Württemberg (Augsburg 1975) 371 ff. 91) Im Oktober 1139 stellte König Konrad III. in Selz Urkunden für die Stiftung seiner Mutter und seines Stiefvaters, Klosterneuburg, und für das Zisterzienserkloster Zwettl in der Mark seines Halbbruders Leopold aus, das allem Anschein nach unter

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