Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

BOSMANS, Jac: Ausländische Präsenz in Österreich während des Genfer Sanierungswerkes 1922–1926

304 Jac Bosnians sinnt sei. Zimmerman protestierte vergebens61). Der italienische Gesandte in Bern wurde beauftragt, die Schweizer Regierung zu bewegen, sie möge Schnyder von seinem Entschluß abbringen. Dies hatte zur Folge, daß Eng­land bei der italienischen und der Schweizer Regierung protestierte: Die Er­nennung des Beraters sei eine Angelegenheit, in die sich Regierungen nicht einmischen sollten62). Zimmerman wäre bereit gewesen, eine andere Person vorzuschlagen, aber Norman widersetzte sich diesem Vorhaben; in seinen Augen hing die Anleihe von einer endgültigen Erledigung dieser Angelegen­heit ab, und darüber hinaus war er der Meinung, daß es keinen besseren Kandidaten gebe. Zimmerman folgerte daraus, daß er die Anleihe gefährden würde, ließe er Schnyder fallen63). Erklärungen der Schweizer Regierung und von Schnyder selbst, daß er eine durchaus neutrale Haltung einnehmen werde, und ein Angebot Zimmermans an Italien, sich auf andere Art und Weise direkt an österreichischen Angelegenheiten zu beteiligen, beschwich­tigten schließlich Mussolini64). Mitte Mai 1923 konnte Schnyder sein Amt an- treten. Im Dezember 1923 äußerte Schnyder den Wunsch, nach Bern zurückzukeh­ren, setzte aber auf Drängen Zimmermans, Normans und des Foreign Office seine Arbeit bis zum Frühling 1924 fort, wobei er diese allerdings mit der Arbeit in Bern kombinierte65). Das bedeutete, daß er zwischen beiden Haupt­städten hin- und herreiste, was auf die Dauer problematisch wurde; er suchte deshalb Anfang Mai 1924 endgültig um seine Entlassung an66). Es gab auf Anhieb keinen Nachfolger, und am selben Tag, als Schnyder sein offiziel­les Gesuch einreichte, scheiterte Zimmermans soundsovielter Versuch, die of­fene Stelle neu zu besetzen. Bereits seit Dezember 1923 war Zimmerman auf der Suche nach einem neuen Berater. Die Ernennung eines Niederländers oder eines Angehörigen 61) C5 4/81: Note Verbale de [/] Ministre Italien ä Vienne adressé ä Mr. Zimmerman, 1923 Mai 2; HHStA NP A 347, Liasse Österreich 8/IV: Schüller (Rom) an Grünberger, 1923 April 6; Telegramm Mussolinis an Orsini-Baroni und Eies, 1923 April 13, in I Do­cumenti Diplomatici Italiani 1 505f n. 710. 62) C7 5/2-2: Aufzeichnungen von Van Walré de Bordes über die Zeit von 4. bis zum 11. Mai 1923. 61) C5 4/8 I: Note Verbale (des Generalkommissariats) 1923 Mai 4; Telegramm Or- sini-Baronis an Mussolini in I Documenti Diplomatici Italiani Ser. VII: 1922-1935. 2 (Roma 1955) 13f n. 22. 64) C5 4/8 I: Note Verbale (des Generalkommissariats) 1923 Mai 4 und Zimmerman an Salter, 1923 Mai 12; C7 5/2-2: Schnyder an Zimmerman, 1923 Mai 6, und Zimmer­man an Orsini-Bazoni, 1923 Mai 18; Neue Freie Presse!Morgenblatt 1923 Mai 27. An­scheinend bedauerte Orsini-Baroni den Schritt Mussolinis: Jedermann wisse vom Wi­derstand Italiens gegen Schnyder, ein Nachgeben würde daher dem Prestige Italiens schaden und die Tendenz der österreichischen Regierung, die Standpunkte Italiens nicht ernst zu nehmen, noch verstärken: Telegramm Orsini-Baronis an Mussolini, 1923 Mai 22, in I Documenti Diplomatici Italiani 2 35 n. 51. 65) C7 5/2-2: Zimmerman an De Musy, 1923 November 15; Norman an Schnyder, 1923 November 13, und De Musy an Zimmerman, 1923 November 27. 66) C7 5/2-2: Schnyder an Zimmerman, 1924 Mai 2.

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