Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)
DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites
Sachverhalt und noch einen zweiten: Von den .von Wolf als passauische Mutterpfarren deklarierten Pfarren befinden sich - von den 1014 genannten „Urpfarren“ abgesehen — nur zwei nördlich der Donau: Weiten (Patrozinium St. Stephan) und St. Agatha/Hausleiten. Von Gaubitsch-Krut können wir ab- sehen54). Zum Zeitpunkt des Greifensteiner Vertrages waren es schon etwas mehr: Vermutlich 1122 weihte Bischof Reginmar „apud Grie in predio S. Marie in loco qui dicitur Chotans, quod nunc vocatur ad Novam ecclesiam“ die Kirche; von dieser Göttweiger Pfarre, Kottes, war bereits die Rede, Man hat in Göttweig nachträglich eine Aufzeichnung über die Pfarrgrenzen angefertigt: Im Süden grenze die Pfarre Weiten an, heißt es darin, - die erste Nennung dieser wichtigen Passauer Pfarre55). Mühlbach am Manhartsberg, zu Bischof Altmanns Zeiten (vermutlich durch den Bischof) an Göttweig gekommen, wird von Wolf als Filiale von Kirchberg am Wagram angesehen, was nicht zu beweisen ist56). St. Agatha/Hausleiten war vermutlich seit der Jahrtausendwende bischöflich-passauische Haupt- und Taufkirche57). Nap- persdorf, wo Anselm von Hetzmannswiesen Besitz an Göttweig geschenkt hatte und vermutlich Chadolt von Mailberg-Harras eine Kirche erbauen ließ, die er 1133 an Göttweig gab, rechnet Wolf zu der Mutterpfarre Eggendorf, Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf 17 Beiträge 117 ff, BUB 4/1 n. 601; vgl. unten Anm. 82. Zu Ravelsbach Wolf Erläuterungen 376ff (Patrozinium Maria Himmelfahrt), Lechner Beiträge 125-134, BUB 4/1 n. 611; zu Weikendorf Wolf Erläuterungen 328ff (Patrozinium St. Koloman), Lechner Beiträge 122ff; insgesamt siehe Mitis Studien 203f, 209ff; BUB 4/1 n. 613. s4) Vgl. Wolf Erläuterungen 212ff (Weiten), 314f (Hausleiten), 363f (Gau- bitsch/Groß-Krut, beide St. Stephan). Nach einer inhaltlich zutreffenden, später entstandenen Urkunde (Bestätigung) des Bischofs Reginbert von Passau (Mitis Studien 161ff) schenkte Otto von Machland 1147 seiner Stiftung Waldhausen den halben Zehent in den Pfarren Staatz, Fallbach und Gaubitsch, „quas [sc. decimas] dux Austrie de manu nostra et ipse Otto de manu ducis in beneficio habuit“ (UBoE 2 229 n. 155); gerade diese Formulierung kann für 1147 nicht zutreffen. Daß Gaubitsch eine passauische Pfarre um 1055 sei, wovon Staatz und Fallbach in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts exzindiert worden seien, ist unbeweisbar. Am 14. Dezember 1055 ist eine Urkunde Heinrichs HL ausgestellt, durch die der Kaiser aus der nach dem Verrat des Ri- win eingezogenen Gütermasse der Passauer Kirche „predium in villis Gewatisprunnen und Crvbeten“ schenkt (DHIII n. 361), was Herbert Mitscha-Märheim auf Gaubitsch und Krut bezog (Zur ältesten Besitzgeschichte des nordöstlichen Niederösterreich in JbLkNÖ NF 26 [1936] 80-91). Passauische Grundherrschaft ist sicher, der Zeitpunkt der Pfarrgründung unklar. 55) FRA 2/69 n. 186. Vgl. Karl Lechner Besiedlungs- und Herrschaftsgeschichte in Das Waldviertel 7 (Wien 1937) 65 ff. Im Grie, dem Gebiet zwischen Jauerling und der Kleinen Krems, gab es noch mehrere Kirchen: So schenkte etwa Pilgrim von Grie, dessen Eigengüter Markgraf Leopold nach seinem Tod aufgrund einer umstrittenen Erbvereinbarung eingezogen hatte, vor 1125 „predium suum ad Rauna ..., ecclesiam scüi- cet cum dote et omnibus appenditiis, cum mancipiis .. .“ ab dem Zeitpunkt seines Ablebens: FRA 2/69 n. 130; vgl. dazu n. 133 und BUB 4/1 nn. 592, 593, 620, 638; bezüglich der Pfarre Ober- bzw. Niederranna vgl. Wolf Erläuterungen 221 ff. 56) Ebenda 313; FRA 2/69 n. 1; vgl. dazu Feigl Pfarrnetz 55f. Allerdings räumt Wolf an anderer Stelle (Erläuterungen 307) ein, daß die Pfarre Mühlbach möglicherweise eine selbständige unabhängige Gründung sein könnte. 57) Ebenda 314f. Mitteilungen, Band 34 2