Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602
Rudolf n., Clemens VIII. und die bosnischen Christen 85 die schon damals von den Uskoken getragen wurden. Sie fanden zunächst auch noch die Unterstützung Venedigs; nachdem die Republik aber 1573 ihren Sonderfrieden mit der Pforte geschlossen hatte, sorgte sie ängstlich dafür, daß die Lage in Dalmatien durch nichts verändert würde. Die Uskoken wurden damit zu den natürlichen Feinden Venedigs, welches diese durch einen „Proweditor General in Colfo contra Uscochi“ in Schach zu halten suchte37). Mit der Übernahme der österreichischen Militärgrenze in die Verwaltung Innerösterreichs seit 1575 stieg das Interesse der Habsburger an den Vorgängen in der Adria. Erzherzog Karl war an den um diese Zeit immer wieder versuchten Angriffen auf Clissa stets in irgendeiner Weise beteiligt38). V Nach vier sehr kurzen Pontifikaten wurde im Jänner 1592 Ippolito Aldo- brandini zum Papst gewählt, der den Namen Clemens VIII. annahm. Seine größte politische Aufgabe als Kardinal war die Reise von 1588 nach Polen, um die dortigen Thronstreitigkeiten beizulegen. Als Papst knüpfte er an diese Erfahrung an und plante seit Beginn seiner Amtszeit eine allgemeine Liga aller christlichen Völker gegen die Türken. Die besondere Idee lag nun darin, daß man die Türken auch von Osten her einkreisen wollte und daher von Polen über Siebenbürgen und Moskau sogar bis Persien Beziehungen anknüpfte39). Vorwegnehmend sei gesagt, daß diese geplante allgemeine Liga an zwei Haupthindernissen scheiterte: erstens am Unwülen Venedigs, überhaupt gegen die Türken zu kämpfen (und das auch noch gemeinsam mit Spanien), und zweitens daran, daß der kaiserliche Oberbefehlshaber in Ungarn, Erzherzog Maximilian, auf seine Ansprüche auf die polnische Krone nicht verzichten wollte40). Zu Beginn des Pontifikates Clemens’ VIII. waren die politisch bedeutendsten Persönlichkeiten an der Kurie Minucio Minuci, Sekretär für deutsche und polnische Angelegenheiten, und Gian Andrea Caligari41). Erst nach einem Jahr entschloß sich Clemens, der sich selbst früher tadelnd über den päpstlichen Nepotismus geäußert hatte, seine beiden Neffen, Cinzio Passe37) Grünfelder Uskoken 78. 38) Ebenda 81-89. 39) L. F. Mathaus-Voltolini Die Beteiligung des Papstes Clemens VIII. an der Bekämpfung der Türken in den Jahren 1592-1595 in Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 15 (1901) 320—325; Pastor Päpste 11 KapitelV; Bartl Westbalkan 47ff; Barbara von Palombini Bündniswerben abendländischer Mächte um Persien 1453-1600 (Freiburger Islamstudien 1, Wiesbaden 1968) 115 ff. 40) Pastor Päpste 11 204, 397; Josef Hirn Erzherzog Maximilian der Deutschmeister, Regent von Tirol (Innsbruck 1915) 28. - Zu Erzherzog Maximilian vgl. auch die im Entstehen begriffene Innsbrucker Diss. von Heinrich Noflatscher, dem ich an dieser Stelle herzlich für viele wertvolle Hinweise danke. 41) Pastor Päpste 11 41, 395.