Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

NEUHAUS, Helmut: Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35. Politische Meinungsumfrage im Kampf um die Reichsverfassung

26 Helmut Neuhaus welle mit dem Ausschreiben des Reichstags biß zu seines gesanndten an- kunfft verziehen“22). Als Stellungnahme des Herzogs Georg von Sachsen ist im Auszug lediglich protokolliert, daß der Herzog sich mit seinen Räten be­sprechen wolle, um das Ergebnis seiner Beratungen dann dem König durch einen eigenen Botschafter mitteilen zu lassen23). Der Kurfürst von Trier nahm zwar detaillierter zu Ferdinands Reichstags­projekt Stellung, kam aber im Ergebnis seiner Stellungnahme vom 28. Ja­nuar 1535 zu einer ebenso negativen Antwort. Er hatte sehr starke Befürch­tungen, gab zu bedenken, „wo ein Reichßtage furgenomen, das der fridt und stüstandt so hiebevorn unsers cristlich glaubens und der Religion Sachen we­gen beschedingt und geordent, dardurch ufgelostet werden sollt“, und warnte vor „waß hoher beschwemuß alsdan daruß erfolgen mogte“24). Dagegen bezeichnete es der Konstanzer Bischof bereits am 4. Januar 1535 — und bezog das immer noch zur Debatte stehende Konzü in seine Überlegun­gen mit ein - als besonders „fruchtbar, das vor haltung sollichs Concüiums ayn Reichstag volnfuret werde“25), in der Hoffnung, „das auff nechstem Concili und Reychstag von wurcklichem weg treffenlich und ernstlichen ge- rett und entlieh angenomen und beschlossen werde“26). Ihm schloß sich am gleichen Tag der Bischof von Eichstätt an, dem „rathsam, guet und von not- ten zu sein [schien], einen gemainen Reichstag [...] ausschreyben und ver­künden“ zu lassen27); und der Bischof von Speyer trat am 18. Januar grund­sätzlich auch für den von König Ferdinand beabsichtigten Reichstag ein28). Laut Auszug der ferdinandeischen Kanzlei fand er „der ku. M. furgetragen Artigkl dermassen hoch und nützlich [...], das er verhofft, [daß] so ain Reichstag gehalten“ werde29). Als letzter äußerte sich der Bischof von Straßburg am 13. März 1535, der „belangend ein Reychstag uszuschreyben, auch auf was form und wege E. ko. Mt. uf solchem Reichstag derselben puncten und Artickel halb fruchtbare handlung fumemen möge“, der Meinung war, daß auf einem solchen Reichs­tag „alle Artickel in derselben E. kö. Mt. Instruction angezeigt one zwyfel wol bewegen und bedacht werden“ sollten30). 22) Ebenda fol. 130r. 23) Ebenda fol. 135v. 24) Ebenda fol. 103r; die gesamte kurtrierische Stellungnahme fol. 102r-104r. Vgl. auch Auszug ebenda fol. 130v. 25) Ebenda fol. 26v; die ganze Stellungnahme fol. 26r-29v. Vgl. auch Auszug ebenda fol. 138 v. — Einen ähnlichen Gedanken äußerten auch die Markgrafen von Ba­den, die im Falle des Nichtzustandekommens des Generalkonzüs einen Reichstag be­fürworteten, auf dem das dann zu haltende Nationalkonzil vorbereitet werden sollte (fol. 59r-61v, und Auszug ebenda fol. 133r). 2<s) Ebenda fol. 27 r. 27) Ebenda fol. 25r; vgl. auch Auszug ebenda fol. 138rv. 28) Ebenda fol. 70 r. 29) Ebenda fol. 139r. 30) Ebenda fol. 127rv.

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