Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
NEUHAUS, Helmut: Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35. Politische Meinungsumfrage im Kampf um die Reichsverfassung
Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35 27 Ähnliches wurde vom Bischof von Würzburg, der sich bedingungslos den Vorstellungen des Königs anschloß, weil er nichts Besseres zu raten wußte31), und von Herzog Erich von Braunschweig protokolliert, der am 10. Februar 1535 angezeigt hatte32), „er befund der ku. Mt. furtragen Artigkl [...] also gegrundt, das er die nit wiß mit seinem ainfeltigen Rat zuverpessern“33), während die Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp am 16. Januar anregten34), „die handlung wie die an sy gelangt, andern Stennden auch zuverkunden, damit sy zu haltung des Reichstags Ire gesanndten dest mit voligern gwalt abzufertigen wissen“35). Ohne eine inhaltliche Stellungnahme zu Ferdinands Reichstagsprojekt abzugeben, haben nur wenige der Befragten reagiert. Bedeutsam ist darunter vor allem die Antwort des Kurfürsten von Köln, der am 2. Februar 1535 weder Krankheit vorschützte noch mit inhaltslosen Formeln den vom König aufgeworfenen Fragen auswich, sondern die verfassungsmäßige Rolle des Kurfürstenkollegiums bei der Vorbereitung eines Reichstages hervorhob36), was allerdings auch bei Kurtrier37) und Kurpfalz38) anklang, ohne daß sie freilich auf eine persönliche Stellungnahme verzichteten. Kurköln wollte sich, „dieweil die Artigkhl [...] etwas groß und hochwichtig sein, dieselben all des h[eiligen] Reichs beruren thun, [...] mit den Churfursten am Rein zum fur- derlichisten underreden und derselben gemuet vernemen, wie die Sachen ain- hellig mehr gefurdert werden“ und erst dann dem König seine Meinung mit- teilen39). Während Herzog Heinrich von Braunschweig am 8. Februar lediglich ankündigte, seine Stellungnahme durch einen eigenen Boten überbringen zu lassen40), und die Reichsstadt Augsburg die gleiche Haltung einnahm41), 31) Ebenda fol. 137 r: „Dieweü die Sachen groß und hoch wichtig, kond er zu solhen nichts raten, stelt solhes in ku. Mt. selbst bedennckhen. Was nu von Irer Mt. fürgeno- men wirdet, will er, sovü es in beruren thut, als ein gehorsamer furst volziehung lassen“ [!]. Unter den Eingängen der königlichen Kanzlei fehlt der Brief des Bischofs von Würzburg, weshalb eine genauere Datierung nicht möglich ist. 32) Ebenda fol. llOrv. 33) Ebenda fol. 136 rv. 34) Ebenda fol. 69r. - Herzog Ottheinrich hatte am 19. Dezember 1534 aus Wallerstein in der Frage des ferdinandeischen Reichstagsplanes eine Absprache mit Herzog Wilhelm von Bayern angestrebt: GStA München Kasten schwarz n. 4207 fol. 209r-211r. 35) HHStA RK RTA 5 CHI fol. 133 v. 36) Ebenda fol. 106r-107r. 37) Ebenda fol. 103r. 38) Ebenda fol. 75r. Bei Ausschluß der Religionsfrage sah es Kurpfalz „daneben uß vüerhandt treffenlichen bewegnussen für hoch noth und nutzs an [...], diesser zeitt im heüligen reiche einen tag und versamlung gemeiner reichs stende furzunehmen, in wollichen Ir Churf. g[naden] wolle wes der andern Irer Mitt-Churfursten gemut und bedenckhen darunder sein mocht khein Wissens auch zuforderst deren Notturft erfordert, sich mitteinander davon zu underreden“. 39) Ebenda fol. 130 r. 40) Ebenda fol. 109r; siehe auch Auszug ebenda fol. 136r. 41) Ebenda fol. 142 r. Diese Reaktion Augsburgs ist nicht genauer zu datieren, da das Originalschreiben nicht unter den Eingängen der königlichen Kanzlei enthalten ist.