Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
NEUHAUS, Helmut: Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35. Politische Meinungsumfrage im Kampf um die Reichsverfassung
Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35 25 der 21 Kur- und Reichsfürsten und neun Reichsstädte waren zwischen dem 24. Dezember 1534 und dem 13. März 1535 eingegangen, zuerst von den Herzogen Wilhelm und Ludwig von Bayern16), zuletzt vom Bischof von Straßburg17). Die Relationen der königlichen Gesandten datieren vom 7., 15., 17. und 22. Januar sowie vom 12. Februar 153518), der Auszug muß Mitte bis Ende Februar 1535 angefertigt worden sein, da er die Stellungnahme des Bischofs von Straßburg nicht mehr berücksichtigt. Die Stellungnahmen der befragten Reichsstände und -städte sind qualitativ und quantitativ sehr unterschiedlich. Generell werden in ihnen jene Punkte der königlichen Instruktion vom 21. November 1534 angesprochen, zu denen Ferdinand ihre Meinung hören wollte, aber nicht alle zur Meinungsäußerung Aufgeforderten nahmen zu allen Punkten Stellung; viele blieben zudem im Formelhaften stecken. Zur grundsätzlichen Frage, ob die politische Situation im Reich überhaupt einen Reichstag erfordere, äußerten sich freilich alle angesprochenen Reichsstände und -städte. Das Spektrum der Antworten reicht von totaler Ablehnung eines Reichstages durch die Kurfürsten von Mainz und Trier und den Herzog Georg von Sachsen bis hin zu seiner bedingungslosen Bejahung durch die Bischöfe von Konstanz, Eichstätt, Speyer und Straßburg, die Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp und den Herzog Erich von Braunschweig. Der Mainzer in seiner Eigenschaft als Erzbischof von Magdeburg19) und der albertinische Sachse glaubten „zu solchem Reichtage kains weges zurathen“ zu können und begründeten das damit, „das in den Sachen den Reichstagk belangendt, ob der auszuschreiben sey oder nit, der vortzogk möchte nachteiligk seyn“20). Schon am 5. Januar 1535 hatte der Mainzer als Kurfürst seine gesonderte Stellungnahme zu Ferdinands Reichstagsplan aus Krankheitsgründen für später angekündigt21), die dann aber nicht mehr bis Ende Februar/Anfang März 1535 in der königlichen Kanzlei eingegangen ist, denn im Auszug ist lediglich vermerkt, was schon im Brief vom 5. Januar stand, unter ausdrücklicher Protokollierung, daß der Mainzer wegen „Swachait seines leibs kain antwurt geben mugen“, seine Stellungnahme in Kürze durch einen eigenen Botschafter überbringen lassen wolle und daß er vorerst darum gebeten habe, ,,ku. M. 16) HHStA RK RTA 5 CIII fol. 2r-3v. Der Kredenzbrief Ferdinands für Graf Nicias’ von Salm Mission bei den Bayernherzögen datiert vom 21. November 1534: Geheimes Staatsarchiv München (zit. GStA München) Kasten schwarz n. 4207 fol. 202 r. Die bayerische Antwort datiert vom 20. Dezember 1534 aus Ingolstadt (ebenda fol. 234r), das Konzept ebenda fol. 237r-238v. 17) HHStA RK RTA 5 CIII fol. 127r-128r. 18) Ebenda CIV fol. Ir, 4r, 12r, 24r, 27r, 29r. 19) Im Auszug fehlt eine Zusammenfassung der Stellungnahme des Erzbischofs von Magdeburg; dafür findet sich aber die des von Mainz in seiner Eigenschaft als Kurfürst. 20) So in einem gemeinsamen Brief des Erzbischofs Albrecht von Magdeburg, der zugleich Erzbischof und Kurfürst von Mainz war, und Herzog Georgs von Sachsen an König Ferdinand vom 23. Januar 1535: HHStA RK RTA 5 CIII fol. 88r. 21) Ebenda fol. 32r-33r.