Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
NEUHAUS, Helmut: Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35. Politische Meinungsumfrage im Kampf um die Reichsverfassung
FERDINANDS I. REICHSTAGSPLAN 1534/35 POLITISCHE MEINUNGSUMFRAGE IM KAMPF UM DIE REICHSVERFASSUNG Von Helmut Neuhaus Zweiter Teil*) IV. Ferdinands Meinungsumfrage bei Reichsständen und Reichsstädten zu seinem Reichstagsprojekt. — V. Ferdinands Mißerfolg im Zuge einer eigenständigen reichsständischen Initiative (S. 46). IV Wie KarlV. 1519 so hatte auch Ferdinand I. 1531 jener Forderung seiner Wähler zustimmen müssen, „Reichstäge ohne wissen unnd willen der gedachten Churfürssten [. ..] nit ansezen noch ausschreiben“ zu wollen1). Damit hatten die Kurfürsten einer Entwicklung einen Riegel vorgeschoben, die sie in der stärksten Phase der ständischen Reichsreformbemühungen selbst einmal mit ihrer Forderung nach jährlichen Reichstagen eingeleitet hatten2). Nach 1519 aber wollten sie weitgehend von Reichstagen verschont bleiben und hatten von ihrem Mitspracherecht bei der Vorbereitung des ersten Reichstages unter Karl V. ausgiebig Gebrauch gemacht3). Der Kaiser selbst wollte seinen Bruder bei der Vorbereitung eines Reichstages nicht nur an eine Beteiligung der Kurfürsten gebunden sehen, wenn er ihm in seinem Brief vom 10. Dezember 1534 bedeutete, daß zwar ,,ain[en] gemainen Reichs*) Der erste Teü mit den Kapiteln: I. Römische Königswahl vivente imperatore. - II. Kaiser Karls V. Einstellung zu Ferdinands Reichstagsprojekt. — III. Zur verfassungsrechtlichen Situation Ferdinands I. erschien in MÖStA 32 (1979) 24^47. ') Gottfried August Arndt Römisch-Königliche Kapitulation Ferdinands des Ersten vom 7. Jenner 1531. Mit einigen Beylagen und Anmerkungen (Leipzig 1781) (zit. WK 1531) § 11, 11; vgl. auch Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit, bearb. von Karl Zeumer (Tübingen 21913) (zit. WK 1519) § 12, 310 und Johannes Limnaeus Capitulationes Imperatorum et Regum Romano-Germanorum, Caroli V., Ferdinandi I. ... cum annotamentis (Argentorati 1674) (zit. WK 1558) § 11, 415f. 2) Friedrich Hermann Schubert Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 7, Göttingen 1966) 61 ff; ferner Fritz Hartung Deutsche Verfassungsgeschichte vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart (Stuttgart 1964) Uff, 36 ff. 3) Dies belegen deutlich die Quellenstücke in Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. 2, bearb. von Adolf Wrede (Gotha 1896) (zit. RTA jg. Rh., Bd.) 132-136 n. 1 A—G.