Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
KANN, Robert A.: Die Statuen vor dem Wiener Rathaus
Die Statuen vor dem Wiener Rathaus 281 Am 2. April 1862 richtet der Magistrat ein Schreiben an den „löblichen Verein zur Beförderung der bildenden Künste in Wien“, in dem die Auswahl der dann zur Ausführung gelangten Statuen bestätigt wird. Gleichzeitig wird dem Bedauern Ausdruck verliehen, daß die Kommunalbehörde diesmal auf „die künstlerische Ausführung der drei historischen Persönlichkeiten, nämlich den hl. Severinus, den Prinzen Carl V. von Lothringen und König So- biesky von Polen, für diesmal nicht eingehen“ könne7). Zur Begründung dieser Entschließung wird auf ein bemerkenswertes Gesuch des Vereins zur Beförderung der büdenden Künste vom 20. September 1861 verwiesen, aus dem hervorgeht, daß der ursprüngliche Plan Ludwig Försters auf das Jahr 1849, also die Zeit des heftigsten Zusammenstoßes zwischen Revolution und der bald auf der ganzen Linie siegreichen Gegenrevolution, zurückgeht: „Bei der Wahl der darzustellenden Figuren war zur Verherrlichung und Verewigung der in den Jahren 1848 und 1849 erfochtenen Siege in Italien die Idee einer Feld- herrn-Brücke ins Auge gefaßt und bezüglich der Bestimmung der einzelnen Persönlichkeiten selbst der leitende Grundsatz angenommen worden, daß nur auf solche Befehlshaber die Wahl zu lenken sei, welche das österreichische Regentenhaus oder den österreichischen Länderverband aus einer besondern Gefahr gerettet, oder sonst in die Schicksale des gemeinsamen Vaterlandes entscheidend einzugreifen Gelegenheit hatten. Schon damals fielen die Blicke auf die heldenmüthigen Vertheidiger und Retter Wiens und Deutschlands gegenüber der zweimaligen türkischen Überfluthung; auf die Grafen Salm und Stahremberg [sic]; ferner waren die Prinzen von Lothringen und Eugen, der Sieger bei Collin, Graf Darm, der Held so vieler Siege in Deutschland, Frankreich und Italien und zuletzt bei Aspern, Erzherzog Carl, der Sieger bei Leipzig und Paris, Fürst Carl v. Schwarzenberg, und der Held von Custozza und Novara Graf Radetzki im Auge behalten worden“ 8). Es wären also nach Reduktion der ausführbaren Standbilder von zwölf auf acht alle solche von Feldherren gewesen. Das Gesuch fährt fort: „Später trat ein anderer leitender Gedanke für die Wahl der Figuren in den Vordergrund; man glaubte vorzugsweise auf jene Männer das Augenmerk lenken zu sollen, welche zunächst auf Wien und dessen Geschicke in hervorragender Weise eingewirkt und sich um selbe große Verdienste erworben hatten. Auch mehrere seither eingetretene Ereignisse wie die Erbauung der zweiten steinernen, dem Andenken des F. M. Grafen v. Radetzki geweihten [sic] Brücke über die Wien, die Errichtung des Denkmales für den Erzherzog Carl, die Allerhöchst angeordnete Errichtung ähnlicher Denkmäler für den Prinzen Eugen und für den Fürsten F. M. Schwarzenberg drängten zu einer Abänderung in der Wahl der aufzustellenden Statuen, und so wurden nebst Anderen Männer wie Cuspinian, D. Lazius, Kardinal Kollonicz, van Swieten, Sonnenfels in Vorschlag gebracht“ 9). Es folgt dann eine nähere Begründung, weshalb die Wahl der Standbilder der Grafen Salm und Starhemberg unerläßlich sei: 7) AStLW Gemeinderat ZI. 3059/1862 (April 2). Vermutlich, aber nicht nachweisbar, handelt es sich hiebei um zuzügliche drei Statuen, da, wie schon bemerkt, ursprünglich zwölf geplant waren. Der Gegenstand der vierten zusätzlichen Statue ist nicht bekannt. 8) Ebenda Beilage von 1861 September (ZI. 924/K. V.). 9) Ebenda.