Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

BROUCEK, Peter: Aus den Erinnerungen eines Kundschaftsoffiziers in Tirol 1914–1918

Aus den Erinnerungen eines Kundschaftsoffiziers in Tirol 267 gegen Italien 1916 einzuleiten hatte, und dann ab 28. Juli 1916 Leiter der Kundschaftsstelle beim Heeresgruppenkommando Generaloberst Erzherzog Eugen. Nur durch die vorgeschriebenen Truppen- und Generalstabsdienstlei­stungen an der Front kurz unterbrochen blieb Rodler beim Höchstkommando an der Tiroler Front eingeteilt, nämlich ab 22. März 1917 beim Heeresgrup­penkommando Feldmarschall Freiherr v. Conrad (ab 27. Juli 1918 General­oberst Erzherzog Joseph). Er war schon im Frieden als „tüchtiger General­stabsoffizier“ eingestuft worden, erhielt aber sodann im Krieg von den ihm Vorgesetzten Generalstabschefs seiner Kommanden Beurteilungen, wie sie hervorragender schwer vorstellbar sind13). Diese Dienstbeschreibungen müssen zur Beurteilung des Quellenwertes sei­ner Memoiren ebenso herangezogen werden wie spärliche lobende Erwäh­nungen in Memoirenwerken14). Darüber hinaus fehlt Vergleichsmaterial des­halb, weil die Kundschaftsakten der angeführten Kommanden nicht ins Ar­chiv gelangt15) und die Akten des Evidenzbüros weitgehend verbrannt wor­den sind16). Im Rahmen der vorliegenden Edition einzelner, vielleicht der wichtigsten Passagen des Erinnerungswerkes kann den Einzelangaben Rod­lers unter umfassender Heranziehung anderer Aktenbestände und der Litera­tur auch nicht nachgegangen werden. Es werden daher nur Hinweise gebo­ten. Das Typoskript erhielt das Kriegsarchiv von der seither ebenfalls verstorbe­nen17) Gattin Erich Rodlers, Frau Hedwig Rodler, geborener Frischauf. Die 13) Einige Proben: „Charaktervoller, gediegener Generalstabsoffizier. Wirkte vom Kriegsbeginn bis 23. 5. 1915 in der Generalstabsabteilung des Müitärkommandos Innsbruck als Leiter der Kundschaftsstelle in verdienstvollster Weise. Seine, unter den schwierigsten Verhältnissen entwickelte Kundschaftertätigkeit und seine Berichte über die Vorgänge in Italien waren in jeder Hinsicht anerkennenswert. Bei Organisierung des neuen Grenzschutzes gegen die Schweiz wirkte er bei den Verhandlungen ... in zielbewußter und taktvoller Weise. Neben seinem eigentlichen Dienst ... leistete er auch in der Befehls- und Evidenzgruppe ... sehr gute Dienste und wirkte bei den Vorbereitungen der Tiroler Landesverteidigung tatkräftig mit. Rudolf v. Pfersmann, Major des Generalstabskorps, 23. 10. 1915.“ „Ruhiger, ernster Charakter. Versah sei­nen Dienst als Kundschaftsoffizier mit besonderem Geschick, größter Gewissenhaftig­keit und bestem Erfolge. Über alle Mittel des Kundschaftsdienstes genau versiert, wendet er dieselben in zweckmäßigster Weise an. Ein vorzüglicher Generalstabsoffi­zier, der vermöge seiner Kenntnisse und seines Charakters auch auf jedem anderen Dienstposten vollkommen entsprechen wird. 9. Juli 1916. Karl Günste, Oberst.“ „Ist im Abwehrdienst besonders erfolgreich thätig und auch in materiellen Angelegenheiten sehr versiert ... 26. 9. 1917. Richard Müller, Generalmajor.“ „Vollkommen einverstan­den. Sehr tüchtiger und verwendbarer Officier. 28. 9. 1917. Franz Freiherr Conrad v. Hötzendorf, Feldmarschall.“ Ähnliche Beschreibungen erfolgten noch im Juli und Ok­tober 1918. 14) Vor allem Ronge Kriegs- und Industrie-Spionage 146. 15) Es ist dem Kriegsarchiv bekannt, daß sich ein Teil dieser Archivalien in priva­ter Hand befindet. 16) Vgl. Inventare österreichischer Archive VHI: Inventar des Kriegsarchivs Wien 2. Halbband (Wien 1953) 13f. 17) Hedwig Rodler starb am 25. Aprü 1964 im 68. Lebensjahr in Eggenburg, Nie-

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