Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

18 Peter Krendl Karten des ausgehenden Mittelalters als riesengroße Insel im Süden eines kaum in den Ozean vorragenden Indien eingezeichnet worden68). Auch nach der Öffnung des Seeweges nach Indien und dem weiteren Vordringen der Portugiesen in den südostasiatischen Kaum verschwand die Insel Taprobane nicht von den Karten. Die berühmte „Cantino“-Karte von 1502 zeigt Ceylon erstmals als Insel neben dem mächtig und tief in den Ozean vorragenden in­dischen Festland, rückt aber Taprobane, oder „Taporbane“ - ein Kopierfeh­ler? - an die Stelle, wo man Sumatra vermuten würde69). Gregor Reischs Margaritha philosophica von 1503 zeigt Taprobane als Insel südlich von In­dien, ebenso die berühmte Weltkarte des Georg Waldseemüller von 1507, die Ceylon dort zeigt, wo Sumatra sein müßte. Die Version der ,,Cantino“-Karte wird allmählich vorherrschend, so in der Ausgabe der Margaritha philoso­phica von 1515, in der Waldseemüllerkarte von 1516, für die als Quelle Gás­pár da India angegeben wird70), sogar noch auf der Karte in der Ausgabe des Ramusio von 1554, - um nur einige Beispiele zu nennen71). Auch in der Lite­ratur verschwimmen die Begriffe noch langehin, so wird in Camoes Lusia- den72) Taprobane einmal für Sumatra, einmal für Ceylon verwendet und die ptolemäische Annahme von einer anderen Welt auf Taprobane wird ihren Niederschlag in den beliebten Ritterromanen gefunden haben, wie dem köst­lichen 18. Kapitel des ersten Teiles des Don Quijote zu entnehmen ist. Der Brief König Emanuels an Maximilian hat, wie schon erwähnt, nicht den Informationswert zur Indienfahrt Vasco da Gamas, wie ihn der Bericht des Kaufmannes Sernigi oder, von den Schreiben Emanuels, der Brief an den Kardinalprotektor da Costa besitzen. Aber gegenüber diesen anderen gleich­zeitigen Quellen zeichnet sich der Brief an Maximilian nicht nur durch die Diktion und alle anderen hier dargelegten Besonderheiten aus, allein im Brief an Maximilian wird die Richtung und der ungefähre Fahrtweg er­wähnt; dies hätte Emanuel wohl kaum dem Katholischen Königspaar oder dem Kardinalprotektor mitteilen müssen. In den beiden anderen Briefen fin­den sich hingegen das Ziel der Fahrt, Calicut, desgleichen auch die Namen der beiden Kapitäne, Vasco und Paulo da Gama, während Nicolau Coelho, der eigentliche Überbringer der Nachricht, nirgends erwähnt wird. In den anderen Schreiben werden unter den Schätzen Indiens auch Goldminen auf­gezählt und bei der Aufzählung der Ergebnisse unter den mitgebrachten 2. Reihe 8. Halbband (Stuttgart 1932) Sp. 2260ff, s. v. Taprobane; vgl. dazu Franz Fer­dinand Schwarz Pliny the elder on Ceylon in Journal of Asian History 8 (1974) 21—48; hier: 27f, 30ff. 68) Vgl. Hamann Der Eintritt 43ff, 421 f, 428ff. 69) Portugáliáé Monumenta Cartographica hg. v. Armando Cortesäo und A. Tei- xeira da Mota 1 (Lisboa 1960) 7ff, 12f. 70) „Relatio Gasparis judei indici, cuius itinerarii liber regi Portugallie mandatus est atque descriptus ...“; so nach Diario 2 284ff. 71) Bibliotheca Americana Vetustissima. Mapas Antiguos dei Mundo (Siglos XV-XVI). Reproducidos y comentados por Carlos Sanz (Madrid o. J.) Karte 9, 13, 16, 26, 27, 45. 72) Machado Vasco da Gama 36 (dort der Hinweis auf den 1. und den 10. Gesang).

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