Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas
16 Peter Krendl Der direkte Zugang zu den Entdeckungen, den Emanuel Maximilian, seinen Ländern und dem Reich verspricht, ist von den großen oberdeutschen Handelshäusern der Fugger, Welser, Hochstetter etc. sehr schnell genutzt worden, wenn es auch nicht sicher ist, ob dieses Angebot Emanuels auf die Erteilung von Handelsprivilegien mit Indien Einfluß hatte57). Wird 1503 das erste Privileg an den Faktor der Welser in Lissabon erteilt, so stellt Maximilian 1505 für die „ersten Teutschen, die India suchen“, wie die Beteiligung an d’Almeidas Flotte umschrieben wird, Empfehlungsschreiben aus, wie dies von „kainem Römischen kunig vor nie geschehen“ ist58). Die Gewinne aus dieser Fahrt sind zwar sehr hoch, die Beteiligung aber an den portugiesischen Unternehmungen wird durch die Konkurrenz mit Kaufleuten anderer Nationen und durch die monopolistische Politik Emanuels stark beeinträchtigt59). Die weitere Sachkritik des Briefes kann sich nur mehr mit Hinweisen geringerer Bedeutung auseinandersetzen. König Emanuel schreibt, daß er und die Regierung seiner Königreiche beschlossen haben, für die Beendigung der Entdeckungen die höchsten Anstrengungen aufzuwenden. Emanuel spricht hier jene denkwürdige Beratung zu Montemor-o-Novo im Dezember 1495 oder im Jänner 1496 an, bei welcher die Fortführung der aufwendigen Unternehmungen entschieden worden war60). Die Kausalität der Darstellung könnte wohl auch als Hinweis auf Covilhä und dessen Forschungsreisen verstanden werden. Die vier Schiffe seien für diese Fahrt besonders geeignet gewesen, schreibt Emanuel. Aber nur die „Säo Raffael“ und die „Säo Gabriel“ wurden unter der Aufsicht des Bartholomeo Diaz wegen der schweren See am Südkap Afrikas besonders stabil gebaut61). Die „Berrio“ des Nicolau Coelho war gekauft, ein Versorgungsschiff wurde schon auf der Hinreise aufgegeben. Nur zwei Schiffe kehrten nach Lissabon zurück, die „Berrio“ und die „Säo Gabriel“. Emanuels Brief enthält keinen Hinweis darauf, daß er schon vom Ableben Paulo da Gamas wußte. Er schreibt, er habe die Schiffe ,zwei leiblichen Brü57) Virginia Rau Privilegios e legislacäo portuguesa referentes a mercadores estrangeiros (séculos XV e XVI) in Fremde Kaufleute auf der iberischen Halbinsel, hg. von H. Kellenbenz (Kölner Kolloquien zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1, Köln — Wien 1970) 15-30, hier 18ff, 23; Christa Schaper Die Hirschvogel von Nürnberg und ihre Faktoren in Lissabon und Sevilla ebenda 176-196, hier 177 f; Hermann Kellenbenz Die fremden Kaufleute auf der iberischen Halbinsel vom 15. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ebenda 265—376, hier 316ff, 318ff. 5S) Brief Conrad Peutingers an Maximilians Sekretär Blasius Hölzl, 1505 Januar 3, ed. bei Erich König (Hg.) Konrad Peutingers Briefwechsel (Veröffentlichungen der Kommission für Erforschung der Geschichte der Reformation und Gegenreformation 1, München 1923) 29f; vgl. auch Götz Frhr. von Pölnitz Jakob Fugger. Kaiser, Kirche und Kapital in der oberdeutschen Renaissance 1 (Tübingen 1949) 146 ff. 59) Rau Privilegios 23; Kellenbenz Kaufleute 319 (dort weiterführende Literatur). 60) Barros Asia 1 130; Hamann Der Eintritt 380; Machado Vasco da Gama 19. 61) Barros Asia 1 130; Machado Vasco da Gama 27ff.