Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas 13 ten der portugiesischen Entdeckungstechnik zu unterrichten. Zum anderen aber könnten die damals weitverbreiteten Berichte Marco Polos oder des Rit­ters John Mandeville42) gemeint sein oder aber, was auch sehr nahe liegen würde, die reichen Nachrichten, wie sie der Roteiro anführt43) und Gaspar da Gama sicherlich sehr eingehend und ausführlich zu berichten wußte - sonst hätte König Emanuel ihm und seiner Lebensgeschichte kaum so breiten Raum im Brief an den Kardinalprotektor gewidmet44) -, haben diese Aussage beeinflußt, und Indien wird bereits als vollständig erkundet hingestellt; so wäre es letztlich auch ein wenig das Vollgefühl der glücklich zu Ende ge­brachten Bemühungen, das hier die Feder geführt hat. Denn ähnlich verhält es sich ja bei den zuvor berichteten Hinweisen auf die Schenkungen der Päp­ste: Auch hier hätte Emanuel einschränken müssen, wie in großen Zügen dargelegt wurde, und hat es dennoch nicht getan - aus ähnlichen Motiven vielleicht, wie sie soeben angedeutet wurden. Als Beweggrund für die Entdeckungsfahrten nennt König Emanuel, wie be­reits mehrfach erwähnt, den missionarischen Eifer der Könige von Portugal, über den südlichen Ozean die ethiopischen und indischen Völker zu suchen und sie zum katholischen Glauben zu bekehren. Bei der Aufzählung der Er­gebnisse der Fahrt wird an erster Stelle die Auffindung des Priesters Johan­nes und zahlreicher christlicher Völker und Könige in Afrika und Indien an­geführt. Seit der Erwähnung in Otto von Freisings Weltchronik und den etwa gleich­zeitig in der Mitte des 12. Jahrhunderts auftauchenden ,Priester-Johannes- Briefen“, in denen die Legende vom Priester Johannes und jenen zu Beginn der christlichen Verkündigung vom Apostel Thomas bekehrten und nach ihm benannten Christen in Indien verbreitet wurde45), setzte das Abendland seine Hoffnungen immer dann auf die Unterstützung durch den Priester Johannes, wenn die Übermacht des Islam sich bedrohlich erhob; so auch nach der Er­oberung Konstantinopels 1453 und den zahlreichen Übergriffen der Türken auf die italienische Halbinsel wie auch beim Vordringen türkischer Streif­scharen bis nach Treviso und in die Alpentäler Kärntens und der Steiermark. Während des 15. Jahrhunderts war es zu mehreren Kontakten mit dem kopti­schen Kaiser von Ethiopien gekommen, und allmählich setzte sich die Über­zeugung durch, dieser wäre der langgesuchte Priester Johannes - so zeigt dies auch die Karte des Fra Mauro46). Zu Beginn der achtziger Jahre des 42) Urs Bitterli Die „Wilden“ und die „Zivilisierten“. Grundzüge einer Geistes­und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung (München 1976) 56f; Hamann Der Eintritt 41ff, 45, 356. 43) Diario 1 49 ff. 44) Martins Descobrimentos 3 550. 45) Vsevolod Slessarev Prester John. The letter and the legend (Minneapolis 1959) lOff, 27ff, 33ff; Hamann Der Eintritt 40 Anm. 14 (dort zahlreiche Literatur­hinweise), 175f, 183, 397. 46) Joäo Barros Asia de Joäo de Barros. Dos feitos que os portugueses fizeram no descobrimento e conquista dos mares e terras do Oriente. Ed. Hemani Cidade y Ma­

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