Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

12 Peter Krendl bereiste von Aden aus Cananore, Goa und Calicut an der indischen Westkü­ste und befuhr auf dem Rückweg die Ostküste Afrikas bis Sofala, von wo er nach Kairo zurückkehrte. Dort erfuhr er vom Tod Affonso da Payvas, der in das Landesinnere Ethiopiens gereist war. In Kairo erwarteten ihn aber auch zwei Boten König Johanns, Rabbi Abraham von Beja und der Schuster Jo­seph aus Lamego, die ihn - da ja unterdessen das Südkap Afrikas umfahren war und die Ergebnisse der Erkundungen zu Land, vor allem die Kunde von den erhofften Verbindungen mit christlichen Völkern, von höchster Bedeu­tung für die Fortsetzung der Unternehmungen gegen die feindlichen Araber waren — auffordern sollten, erst wieder nach Portugal zurückzukehren, wenn er alle seine Aufgaben erledigt habe. Joseph von Lamego kehrte mit dem Be­richt Covilhäs nach Portugal zurück. Rabbi Abraham und Pero de Covilhä bereisten gemeinsam die Handelsinsel Ormuz in der Mündung des Persischen Golfes. Der Rabbi kehrte mit Nachrichten von diesem Zentrum des Gewürz­handels, dessen Bedeutung bis dahin offenbar übersehen worden war, zu König Johann zurück, Covilhä aber reiste über Mekka nach Ethiopien an den Hof des Negus, der damals allgemein mit dem Priester Johannes gleichge­setzt wurde39). Covilhä wurde freundlich empfangen, doch es wurde ihm verwehrt, das Land wieder zu verlassen. Um 1520 besuchte eine portugiesi­sche Gesandtschaft den Kaiser von Ethiopien und fand Covilhä in hochange­sehener Stellung. Pater Francisco Alvares hat Covilhäs fast unglaubliche Ge­schichte in seinem Reisebericht niedergeschrieben40). Ob nun der Bericht Covilhäs mit Joseph de Lamego tatsächlich nach Portu­gal gelangte, ist bis heute umstritten. Vermutlich hat Lopes de Castanheda für seine Geschichte der Entdeckung und Eroberung Indiens den Bericht noch verwendet, der seither allerdings verschollen ist41). Wird aber in jenem Satz, mit dem Emanuel den Reiseweg der Entdeckungs­flotte eher ungenau und dem damaligen Kartenbild entsprechend beschreibt, das Perfekt passiv in der nachgestellten Apposition ,,... (Indiam ipsamque) penitus exploratam ...“ richtig mit ,... (Indien, das schon) vollständig er­kundet (ist) ...‘ übersetzt, so könnte dies einen sehr deutlichen Hinweis er­geben, daß Covilhäs Bericht tatsächlich nach Portugal gelangt ist. Einen Be­weis kann man gewiß nicht daraus ableiten. Wenn Emanuel hier auf Covil­häs abenteuerliche Unternehmungen anspielte, so wäre die Frage zum einen, welches Interesse er gehabt haben könnte, Maximilian von solchen Einzelhei­Indies, hg. v. C. F. Beckingham and G. W. B. Huntingford 2 (The Hakluyt So­ciety 2nd Ser. 115, London 1961) 3701 39) C. F. Beckingham The travels of Pero de Covilhä and their significance in CIHD 3 1-14, hier 8. 40) Álvares (ed. Reis Machado) 277ff und (ed. Beckingham - Hunting­ford) 2 369ff; Francisco Mello Conde de Ficalho Viagens de Pedro da Covilhan (Lisboa 1898) 106 ff. 41) Fernäo Lopes de Castanheda Historia do Descobrimento et Conquista da India pelos Portugueses, hg. v. Pedro de Azevedo (Coimbra 1924) 5ff; Beckingham Travels 13; Cortesäo O misterio 94ff.

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