Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas 11 einen Breitengrad vor, und als dies verworfen wurde, erreichte man in harten Verhandlungen jenen 370 Meilen-Abstand von den Kapverden32). Auch der bekannte Brief33) des Nürnberger Arztes und Geographen Hiero­nymus Münzer (Monetarius), in dem König Johann im Auftrag Maximilians die Westfahrt über den Atlantik nach dem märchenhaft reichen Cathay - wie dies Toscanelli und Kolumbus getan hatten34) - nahegelegt und für diese Fahrt der erfahrene Martin Behaim empfohlen wird, dürfte völlig unbeachtet und wirkungslos geblieben sein. Auffallend ist es jedenfalls, daß Münzer, der 1494 selbst in Portugal mit dem „Principe perfeito“ mehrere ausgedehnte Gespräche über die portugiesischen Entdeckungen und die Kosmographie führte, seinen eigenen Brief und die Empfehlungen Maximilians mit keinem Wort erwähnt, obwohl er gerade damals aufgrund der Entdeckungen des Ko­lumbus alle Ursache gehabt hätte, von der Mißachtung seines Briefes zu be­richten35). Damals aber dürfte König Johann II. mit großer Wahrscheinlichkeit schon gewußt haben, wie wenig nur mehr zur endgültigen Öffnung des Seeweges nach Indien fehlte, — wenn die Portugiesen nicht, wie in den Arbeiten zur so­genannten „Politica del segredo“ sehr einsichtig vermutet36) wird, schon zu jener Zeit insgeheim Schiffe um das Südkap Afrikas herum nach Indien ge­sandt haben, was eigentlich durch den Arjüza de Sofala des Ibn Mäjid37), die Segelanweisungen für die arabische Schiffahrt an der afrikanischen Ost­küste, die vom Piloten und Steuermann Vasco da Gamas für die Fahrt von Malindi nach Calicut verfaßt wurden, bestätigt wird. Gleichzeitig nämlich mit der Fahrt des Bartholomeo Diaz hatte der „Principe perfeito“ 1487 unter größter Geheimhaltung die erfahrenen und sprachkun­digen Kundschafter Pero de Covilhä und Affonso da Payva ausgesandt, die auf dem Landweg in Indien nach der Herkunft der Gewürze und in Ethio- pien nach der Existenz des Priesters Johannes forschen sollten38). Covilhä 32) Perez de Tudela Bueso passim; Paulino Castaneda El tratado lllff. 33) Ed. bei Henry Harrisse The discovery of North America (London - Paris 1892, Neudr. Amsterdam 1961), 393ff; G. R. Crone Martin Behaim, navigator and cosmo- grapher, figment of imagination or historical personage? in CIHD 2 117-133, hier bes. 127f; Ludwig Grote Kaiser Maximilian in der Schedelschen Weltchronik in Mittei­lungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 62 (1975) 60-83, hier bes. 72f (dort eine andere Interpretation); Joaquim Bensaude L’astronomie nautique au Por­tugal á l’epoque des grandes découvertes (Nachdr. Amsterdam 1967) 182ff, 189ff. 34) Harrisse The discovery 396f. 35) Edition des Berichtes über Portugal besonders bei Basilio de Vasconcelos „Itinerario“ do Dr. Jeronimo Münzer (Exertos) (Coimbra 1931) 57 und 62f. 36) Cortesäo O misterio passim (dort zahlreiche Literatur- und 'Quellenhinweise), bes. 144ff, 151 ff, 165ff; Slessarev Raffael Maffei’s Contribution 560f. 37) Jósé Pedro Machado e Viriato Campos Vasco da Gama e a sua viagem de descobrimento com a edicäo critica e leitura actualizada do relato da viagem (Lisboa 1969) 38, 41ff, 49ff (dort Edition, Transkription und Übersetzung der wichtigsten Textstellen); vgl. dazu Cortesäo O misterio 10Iff. 3S) P. Francisco Álvares Verdadeira informando das terras do Preste Joäo das In- dias, hg. v. Augusto Reis Machado (Lisboa 1943) 279; dsbe The prester John of the

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