Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas 7 dig wäre, im Glauben führen und lenken könnten. Emanuel sendet nun Mön­che von erprobtem Lebenswandel und guten Glaubenskenntnissen zu ihnen, die sie im christlichen Glauben und Kult nach unseren Gewohnheiten und Übungen unterweisen sollten, ebenso wertvolle Gewänder für die heilige Meßfeier. Emanuel setzt all seine Hoffnung auf den Herrn, daß er ,die Bitten und Mühen um Mehrung des Glaubens für würdig befinde und das Begon­nene vollende, indem auch jenen Völkern das Tor zu seiner Barmherzigkeit und zur Bekehrung geöffnet werde“. Zum Schluß berichtet Emanuel noch, was von den indischen Märkten an orientalischen Waren, die in aller Welt verbreitet sind, in großer Menge mit­gebracht wurde: Zimt, Gewürznelken, Pfeffer, Ingwer, Muskatnuß, Moschus, Benzoeharz (?), Weihrauch, alle Arten von Spezereien und Wohlgerüchen, Edelsteine, Perlen und vieles andere Wertvolle. In all diesem persönlichen und öffentlichen Lohn und Nutzen erkenne Emanuel die Gnade und Wohltat des Herrn, dem er zutiefst danke, weil er die Mühen und Forschungen be­lohnt und endlich ans Ziel geführt habe. Über dieses Ereignis sollen Maximilian, alle christlichen Fürsten und die ge­samte Christenheit besonders erfreut sein. Selbst wenn außer Acht gelassen wird, welcher Handel, über den bisher die Heiden geboten haben, von nun an von den Christen beherrscht wird, so scheint doch die göttliche Vorsehung für die Mehrung des heiligen Glaubens gesorgt zu haben, und dies sei daraus zu erkennen und zu erhoffen, wenn in Betracht gezogen werde, welche Min­derung der Macht der Heiden und welche Mehrung den Christen widerfahren ist, nämlich durch die Übertragung des geistlichen und weltlichen Austau­sches mit jenen Ländern, die so viele Seelen und so große Reichtümer besit­zen, an die Könige von Portugal. König Emanuel schließt den Brief mit der Aufforderung, Maximilian möge überzeugt sein, daß ihm, seinen Ländern und dem Reich der Zutritt zu diesen Gebieten und zu jenen, die mit Gottes Hilfe noch entdeckt werden, auf immerdar gesichert sein wird. Der Brief König Emanuels an Maximilian ist in einer sehr eleganten Huma­nistenschrift geschrieben. Emanuel unterzeichnet eigenhändig „el rey m[anu- el]“ und setzt, sozusagen als signum speciale, über und unter die Initiale sei­nes Namens einen Punkt. Der Graf von Portoalegre, der das Stück ausferti­gen ließ, unterzeichnet in einer portugiesischen Privatkursive. Der Schreiber hat sich wenig Mühe gegeben. Die Fehler, die Ausbesserungen, Streichungen und Einfügungen sind für das kurze Stück — 30 Zeilen — relativ zahlreich. Der seltsame Zwiespalt zwischen dem optischen Eindruck, der weitgehenden Gleichmäßigkeit der Schriftzüge, und diesen relativ zahlreichen Fehlern könnte dann eingehender untersucht werden, wenn mehrere gleichzeitige la­teinische Stücke aus der Kanzlei Emanuels vorliegen würden. Die Kürzungen entsprechen durchwegs dem Usus des 15. Jahrhunderts. Der Brief, auf Papier, im Format 562 x 410 mm, trägt in dorso die Reste ei­nes Oblatensiegels und, neben der Adresse, den gleichzeitigen deutschen Vermerk „1499 Portugal“ von anderer Hand. Da der Brief außer diesem Vermerk und dem Stempel des Haus-, Hof- und Staatsarchivs keinen ande-

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