Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas 5 Nur mehr dieses Kind trennt die Zweitälteste Tochter Ferdinands und Isa­bellas, Juana, von der Erbfolge in Spanien. Juana war 1496 Maximilians Sohn Erzherzog Philipp angetraut worden und hatte ihr erstes Kind etwa gleichzeitig mit ihrer Schwester Isabella geboren. Die Enttäuschung Maximi­lians über die Geburt dieser Enkelin Eleonore wird verständlich, wie es auch die weitgespannten Hoffnungen werden, die König Emanuel für sein Haus mit Prinz Miguel verband, — in dessen Person die alten Ansprüche der Avis auf Kastilien, jetzt sogar noch um die Kronen Aragons vermehrt, Wirklich­keit zu werden scheinen. Einsichtig wird auch die tiefe Tragik der Katholi­schen Könige, die ihr größtes und bedeutsamstes Werk, das geeinte Spanien — ihr Lebenswerk! — im Erbwege fast unabwendbar einer fremden Dynastie zukommen sahen. Fiel Spanien dem Haus Avis zu, wie es den Anschein hat­te, dann entsprach dies ihrer peninsulären Heiratspolitik — nur mit umge­kehrten Vorzeichen. Trat Habsburg-Burgund das Erbe an, dann entsprach dies einer unvorhergesehenen Wendung ihrer großen europäischen Heirats­und Bündnispolitik und darüber hinaus dem Erbfall an eine mit den Sitten, Bräuchen und Verhältnissen der Königreiche Kastilien und Aragon keines­wegs vertrauten Dynastiels). Doch von all dem ist im Brief Emanuels an Maximilian natürlich nicht die Rede. Im Gegenteil: Emanuel wünscht seinem Vetter, dem Kaiser, glorreiche Triumphe über die Ungläubigen. Wie karg nimmt sich doch das „Imperator semper Augustus“ neben dem neuen Titel Emanuels aus, dessen Anspruch fast die gesamte damals bekannte Welt umspannt! Emanuel berichtet nun Maximilian - und bei dem gegenseitigen Wohlwollen und der Blutsverwandtschaft sollte es üblich sein, einander zu Erfolgen zu beglückwünschen — von jenem erfreulichen, wohlgefälligen und bewun­dernswerten Geheimnis göttlicher Gnade, welches vergangenen Jahrhunder­ten verschlossen war und nun endlich durch seine und seiner Vorgänger Be­mühungen mit göttlichem Beistand gelüftet und dargelegt worden ist; wobei der Herr allein die Wunder wirkt, die er zu festgesetzten Zeiten zum Lob und Glorie seines Namens und zur Ehre, zum Nutzen und Heile des Men­schengeschlechtes offenbart, gemäß der Unfaßbarkeit seines Ratschlusses, den er vor den Zeiten vorherbestimmt hat. Was Römern, Karthagern und an­deren versagt war, was Alexanders des Großen sonst siegreiches Glück als unbekannt und unzugänglich übriggelassen hat, nämlich den Erdkreis vom Okzident nach dem Orient über das atlantische, ethiopische und indische Meer zu umfahren, das hat die göttliche Gnade in ihrer Fürsorge für den christüchen Glauben und die Autorität der Christenheit den Königen von Portugal während Emanuels Regierungszeit als bekannt und zugänglich er­öffnet, so daß es künftig den Anschein haben könnte, als sei zu dieser Zeit ls) Vgl. Wiesflecker Maximilian I. 2 27ff, 40ff; Antonio Ballesteros y Be- retta Historia de Espäna y su influenda en la historia universal 12 Bde (Barcelona - Madrid 21941-1963) 5 243ff, 251, 332ff, 342ff; H. V. Livermore A new history of Portugal (Cambridge 21976) 134 f.

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