Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

4 Peter Krendl 23. Juni 1494, den Diogo Fernandez Correa für Johann II. mit Maximilian und Erzherzog Philipp abschloß12) so findet sich für die ersten Regie- rungsjahre Emanuels nichts dergleichen. Diese Lücke in den Quellen könnte vielleicht auch durch jene, historisch nur schwer faßbare Rivalität zwischen den beiden Vettern ersten Grades - Maximilians Mutter, Kaiserin Eleonore, war bekanntlich eine Schwester von Emanuels Vater, Herzog Ferdinand von Viseu - um die Krone Portugals und später dann um die Kronen Spaniens erklärt werden. Maximilian soll schon nach dem Tod von König Johanns legitimem Sohn Af- fonso 1491 um die .Währung seiner Erbansprüche1 nachgesucht haben und beanspruchte noch 1498 gegenüber dem spanischen Gesandten Gutierre Go­mez de Fuensalida die Erbfolge in Portugal, die nach dem Tod Johanns II. 1495 auf Emanuel aus der Seitenlinie der Herzoge von Viseu gefallen war13). Seit dem jähen Tod (Oktober 1497) des Thronfolgers in Spanien, Juan, war darüberhinaus für das Haus Avis wie für das Haus Habsburg-Burgund eine äußerst erwartungsvolle dynastische Situation entstanden. Juan hatte im April 1497 Maximilians Tochter Erzherzogin Margarethe geheiratet; als er starb, erwartete Margarethe ein Kind. Einem Sohn wäre die Erbfolge in Ka­stilien und Aragon zugestanden, einer Tochter eigentlich nur in Kastilien, da Aragon eine weibliche Erbfolge bis dahin nur sehr bedingt kannte. Marga­rethe gebar aber eine tote Tochter. Die Thronfolge ging nun an Isabella wei­ter, die älteste Tochter des Katholischen Königspaares, die in jenem bedeut­samen Jahr 1497 in zweiter Ehe König Emanuel geheiratet hatte. Isabella und ihr Gemahl waren schon zu Thronfolgern in Kastilien ernannt worden, als die Thronfolgerin im August 1498 bei der Geburt ihres Söhnchens Miguel starb -, diesem Kind standen nun die Kronen Portugals, Kastiliens und Ara­gons zu, eine politische Einheit der iberischen Halbinsel zeichnete sich ab, wie sie seit den Römern und Westgoten nicht mehr bestanden hatte. Doch die schwächliche Konstitution des kleinen Prinzen gab schon bald Anlaß zu größter Besorgnis, und es könnte wie ein Zeichen für die kommenden Ereig­nisse verstanden werden, wenn Emanuels Brief an das Katholische Königs­paar mit der Nachricht von der Öffnung des Seeweges nach Indien nur we­nige Tage später von einem besorgten Schreiben14) Emanuels gefolgt wird, in dem er sich nach dem Krankheitszustand seines in Spanien zurückgebliebe­nen Sohnes erkundigt. 12) Rui de Pina: Crónica de el-Rei D. Joäo 11. hg. von Alberto Martins de Car­valho (Coimbra 1952) 82; Garcia de Resende Chronica dos valerosos e insignes fei­tos del rey Dom Ioäo II. de gloriosa memoria ... (Lisboa 1622) fol. 47f, 113 f; die Ab­schrift des Vertrages in Paris, Bibliothéque Nationale , Manuscrits portugais n. 20 pag. 60-66. 13) Correspondencia de Gutierre Gomez de Fuensalida, embajador en Alemania, Flandes e Inglaterra (1496-1509), hg. v. Duque de Berwick y de Alba, Conde de Si- ruela (Madrid 1907) 53ff; Hermann Wiesflecker Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit 2 (Wien 1975) 133. 14) Emanuel an den Sekretär des Katholischen Königspaares Miguel Perez de Al- mazan, 1499 Juli 23 Lissabon bei Suarez Fernandez Politica intemacional 5 396 n. 113.

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