Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

KRENDL, Peter: Ein neuer Brief zur ersten Indienfahrt Vasco da Gamas

2 Peter Krendl an Maximilian versteht Emanuel das Ereignis entsprechend der spätmittelal­terlichen theologischen Lehre von der Vorherbestimmung als besonderen Gnadenakt des Herrn, hier stellt er die Einheit der Welt in Aussicht, setzt die Großtat der Portugiesen über die vergeblichen Versuche der Römer, Kartha­ger, sogar über Alexanders des Großen sonst .siegreiches Glück1 und führt selbst - wahrscheinlich zum ersten Mal — den stolzen, anspruchsvollen und hochtrabenden Titel eines .Königs von Portugal und der Algarve dies- und jenseits des Meeres in Afrika, Herr von Guinea und der Eroberung, Schiff­fahrt und des Handels mit Ethiopien, Arabien, Persien und Indien14). Als wichtigsten Beweggrund, Anlaß und Ursache für die an Menschen und Kosten aufwendigen, mühseligen und langwierigen Unternehmungen nennt Emanuel den missionarischen Eifer der Könige von Portugal, die afrikani­schen und indischen Völker zum christlichen Glauben zu bekehren, was nun, durch die Verbindung mit dem endlich aufgefundenen legendären Priester­könig Johannes und den zahlreichen und mächtigen kryptochristlichen Völ­kern und Königen in Afrika und besonders in Indien, zur Einschränkung der bedrohlichen Übermacht des Islam beitragen werde. Diesem Ziel werde auch der eigentlich nur beiläufig erwähnte direkte Zugang zu den reichen Schät­zen Indiens an allseits begehrten Gewürzen und kostbaren Edelsteinen die­nen. Dem Kaiser, wie der Römische König von Italienern, Spaniern und Por­tugiesen genannt wird, seinen Ländern und dem Reich verspricht Emanuel für immerdar sicheren Zutritt zu den Entdeckungen. Die geographischen Entdeckungen, die nähere Beschreibung des Fahrtweges, die Erkundigungen an der afrikanischen Ost- und der indischen Westküste, die gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse, Nachrichten über Flora und Fauna oder die wundersam veränderten Jahreszeiten finden sich aller­dings im Brief an Maximüian nicht. Ausführliche Beschreibungen enthalten der Bericht an den Kardinalprotektor, der durch seinen Einfluß4 5) auf die zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitverbreiteten Commentariorum urbanorum libri XXXVIII des Raphael Maffei große Bedeutung gewann, oder die eben­falls schon früh gedruckten Berichte6) des florentinischen Kaufmannes Giro­lamo Sernigi, die dieser etwa gleichzeitig an die Signorie seiner Vaterstadt und an verschiedene Personen in Italien geschrieben hat. Es mag durchaus sein, daß Sernigis Berichte in irgendeiner Form Maximilian zur Kenntnis ge­langten, denn Abschriften wurden im Nachlaß Dr. Conrad Peutingers gefun­4) In den beiden in Anm. 2 zitierten Schreiben an das Katholische Königspaar führt Emanuel diesen Titel noch nicht, wohl aber im Brief Anm. 3 an den Kardinal­protektor; auch Sernigi (Anm. 6) erwähnt ausdrücklich diesen neuen Titel. 5) Vsevolod Slessarev Raphael Maffei’s Contribution to the history of Portuguese discoveries in CIHD 3 551—575. 6) Ed. bei Gian Battista Ramusio Navigationi et viaggi, Venice 1563-1606 ed. R. A. Skelton und G. B. Parks (Mundus Novus 1. Series vol. 2—4, Amsterdam 1970) 1 fol. 119rff; ed. Ravenstein A journal 123ff, 137ff, 141 ff; vgl. Hamann Der Ein­tritt 365 f.

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