Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 32. (1979)
NEUHAUS, Helmut: Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35. Politische Meinungsumfrage im Kampf um die Reichsverfassung
Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35 31 Wenzel und Maximilian I. traten allerdings nicht als selbständige Veranstalter von Reichstagen vivente imperatore auf. Die Reihe der maximilianeischen Reichstage beginnt denn auch erst mit dem großen Wormser Reformreichstag von 14 9 5 29). Die Bestimmung der Goldenen Bulle, wonach des Römischen Königs und künftigen Kaisers erster Reichstag in Nürnberg stattzufinden habe30), scheint in beiden Fällen nicht aktuell gewesen zu sein und wurde nicht erfüllt. Für Wenzel vermutete Julius Weizsäcker, der Forderung der Goldenen Bulle sei für den neugewählten König „wol schon durch die Entgegennahme der Huldigungen daselbst im Sommer 1376 genügt worden“31). König Wenzel hielt lediglich eine als Reichstag eingestufte Versammlung zu Rothenburg ob der Tauber im Mai 1377 ab, deren zeitweilige Verlegung nach Nürnberg unklar ist32), beurkundete aber deren wichtigstes Ergebnis, die Achtentlassung für 18 schwäbische Reichsstädte vom 31. Mai 1377, nur gemeinsam mit und neben seinem Vater33) oder handelte allein mit „besunderm geheizse und willen des allirdurchluchtigsten fürsten und herren hern Karls Römischen keisers“34). Der letzte Reichstag Karls IV. im Sommer 1378 in Nürnberg wurde dann vom Kaiser und vom König gemeinsam zum Zweck der Ordnung der Zustände im Reich veranstaltet. Die verschiedenen Landfrieden dieser Zeit richteten sie gemeinsam auf35). Nach Karls IV. Tod am 29. November 1378 kündigte Wenzel bereits am 6. Dezember 1378 von Prag aus an, daß „wir kurczlichen ab got wil hinaus zu Deutschen landen zu komén meynen und doselbst mit der fürsten herren und stete des riches rate bestellen was den landen und dem riche nucze und gut ist“36). Vom 17. Dezember 1378 datiert dann König Wenzels Ausschreiben zu einem Reichstag ab 8. Januar 1379 in Nürnberg37), das er am 12. Januar 1379 von Weiden aus noch einmal ohne genaue Terminierung wiederholte38). Obwohl es sich um den ersten Reichstag des Königs als Alleinherrscher handelte, nahm er an keiner Stelle bezug auf die erwähnte Forderung der Goldenen Bulle, indem er z. B. erklärte, diese Bestimmung verfassungsgemäß erfüllen zu wollen. Der Reichstag selbst begann dann wohl noch im Januar 1379 in Nürnberg, wurde aber bereits am 21. Januar „nach rate der kurfursten fürsten und stete des reichs“ ohne Angabe von Gründen auf den 13. Februar 1379 nach Frankfurt verlegt39). 29) Vgl. Friedrich Hermann Schubert Die Reichstage Kaiser Maximilians I. im Urteil des 17. Jahrhunderts in Aus Reichstagen 213—247. 30) GB cap. XXIX [1] 87. 31) RTA alt. Rh. 1 204; vgl. auch ebenda 153. 32) Ebenda 186f n. 102. 33) Ebenda 189 n. 104; ebenso bei späteren Dokumenten. 34) Ebenda 190 n. 105. 35) Vgl. die Akten ebenda 206ff nn. 116ff. 36) Ebenda 229f (hier 230) n. 125 (Brief Wenzels an die Reichsstadt Straßburg). 37) Ebenda 230 n. 126 (an die Reichsstadt Straßburg). 38) Ebenda 230f n. 127 (an die Reichsstadt Straßburg). 39) Ebenda 231 f (hier 232)n. 128 (Schreiben an die Reichsstadt Straßburg).