Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)

DIE REPUBLIK ÖSTERREICH UND SANCTA MARIA DE ANIMA IN ROM (1918-1938) Von Anna Hedwig Benna I Noch heute wirkt ein österreichischer Prälat in Rom als Rektor der Anima. Er wird auf Vorschlag der österreichischen Bischöfe, nachdem sich diese mit den deutschen Bischöfen auf einen Kandidaten geeinigt haben, vom Hl. Stuhl ernannt; wird ein Deutscher zum Rektor vorgeschlagen, so wird der Posten des Vizerektors mit einem Österreicher besetzt und umgekehrt. Das Vor­schlagsrecht der österreichischen Bischöfe bei der Besetzung des Rektorpo­stens und die Präsenz des österreichischen Botschafters beim Hl. Stuhl im Verwaltungsrat der Stiftung1) sind der Rest, der Österreich von seinen, noch vor einem Jahrhundert sehr bedeutenden Rechten an der Anima, dem heuti­gen Pontificio Collegio (seu Pontificio Istituto) Teutonico di S. Maria dell’ Anima, geblieben sind. Nicht nur Bücher, auch Institutionen haben ihre Schicksale. Die Geschichte der Anima illustriert wohl am besten die Richtigkeit dieses aus der Erfah­rung gewonnenen Satzes. Die Anfänge des heutigen Pontificium Institutum Teutonicum Sanctae Mariae de Anima reichen bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Den Kern des spätmittelalterlichen, in den Quellen als „hospitium sanctae Mariae de anima“ bzw. „hospitium sanctae Mariae de anima Teutonicorum“ bezeichneten Spitals, im römischen Stadtteil Parione zwischen Piazza Navona und Campo dei Fiori gelegen, bildete eine Seelge­rätstiftung des aus Dordrecht stammenden Ehepaares Johann und Katharina Petri, an die sich später weitere Schenkungen anschlossen2). Die günstige fi­nanzielle Lage des Spitals ermöglichte schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts den Bau einer Kirche an Stelle der schon im 14. Jahrhun­') Es obliegt mir die angenehme Pflicht, Seiner Excellenz Bischof Dr. Jakob Wein­bacher, Rektor der Anima 1952-1962, und Hochw. Herrn Erzbischöflichem Gerichtsrat Johannes Joß, Domvikar zu St. Stephan in Wien, Advokat der Metropolitangerichte von Wien und Salzburg, für die mir freundlichst erteilten Informationen über den ge­genwärtigen Stand der Anima und für die Mitteüung des Textes des Breves Papst Jo­hannes XXIII. vom 21. Mai 1961 meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 2) Zur Frühgeschichte der Anima vgl. Anton Kerschbaumer Geschichte des Deutschen Nationalhospizes de Anima in Rom (Wien 1868) lOf; Josef Schmidlin Ge­schichte der deutschen Nationalkirche in Rom S. Maria dell’Anima (Freiburg i. Br. 1906) 39f, 48f, 53f, 58; Josef Lenzenweger Sancta Maria de Anima. Erste und zweite Gründung (Wien 1959) 9f, 21 f, 24f.

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