Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Georg WACHA: Italienische Zinngießer nördlich der Alpen

Italienische Zinngießer nördlich der Alpen 107 sten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts bekannt6). Daß in einem noch nicht genau datierbaren Verzeichnis der welschen Maturer Namen wie Fuchs, Ei- tenperger oder Plankh Vorkommen, zeigt, daß nicht allein die italienische Nationalität für die Zugehörigkeit ausschlaggebend war7). Greift man unter den Namen dieser italienischen Bauunternehmer die Fami­lie Carlone heraus, so denkt man sogleich an die prächtigen Stuckausstat­tungen in den Kirchen des süddeutsch-österreichischen Raumes8). Und als die Deckenmalerei den Platz der Stukkatur eingenommen hatte, waren es noch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein italienische Architekturmaler, die die Rahmungen der großen Deckenfelder schufen9). Nur summarisch noch ein Hinweis auf die Musik. Selbst in der Zeit der größten Niederländerinvasion an den Habsburgerhöfen in Österreich gehör­ten der Hofkapelle Maximilians II. nur italienische Trompeter an, auch die später aufgenommenen Instrumentisten und Zinkenbläser stammen aus Itali­en, die Kammermusiker Rudolfs II. waren ebenfalls fast durchwegs Italiener; ähnlich war es am Innsbrucker und Grazer Hof10). Vielleicht kann man hier auch die Feuerwerker anschließen, deren Kunst schon im 17. Jahrhundert sehr beliebt war. Vom Wiener Prater sind — allerdings erst ab 1771 - die Namen Girandolini und Mellina bekannt11). Die neuen, von Italien beein­flußten Bauformen hatten ein Gewerbe ins Leben gerufen, das anfangs nur von Welschen betrieben wurde: die Rauchfangkehrer12). Hierüber existieren schon Zusammenstellungen der süddeutschen Kaminkehrerfamilien italieni­scher Herkunft13). val als Sachverständiger an den Münchner Hof 1588 in Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1955 (Linz 1955) 272. 6) Gilbert Trathnigg Kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen von Italien nach Wels in 14. Jahrbuch des Musealvereines Wels 1967/68 65 ff (in den Kapiteln Die welschen Maurer in Oberösterreich und Die welschen Maurer in Wels). 7) Die Liste auch in einem schlechten Abdruck im 111. Jahrbuch des Oberösterrei­chischen Musealvereines (Linz 1966) 543 f. 8) Ernst Guldan Quellen zu Leben und Werk italienischer Stukkatoren des Spät­barock in Bayern in Arte e Artisti dei Laghi Lombardi 2 (Como 1964) 165 ff; Linzer Stukkateure (Katalog 11 zur ersten Ausstellung des Stadtmuseums Linz im Nordico, Linz 1973). 9) Hans Tintelnot Die barocke Freskenmalerei in Deutschland. Ihre Entwicklung und europäische Wirkung (München 1951) 74. 10) Hellmut Federhofer Die Niederländer an den Habsburgerhöfen in Österreich in Mitteilungen der Kommission für Musikforschung 6 (Anzeiger der phil.-hist. Klasse der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1956 n. 7) 115f. Allgemein — auch über die italienische Oper - Erich Schenk 950 Jahre Musik in Österreich (Bellaria-Bücherei 4, Wien [1947]) 41. ”) Hans Pemmer — Ninni Lackner Der Wiener Prater einst und jetzt (Nobel- und Wurstelprater) (Leipzig-Wien 1935) 21, 36ff. 12) Else Reketzki Die Wiener Rauchfangkehrer in Jahrbuch des Vereines für Ge­schichte der Stadt Wien 12 (1955/56, Wien 1956) 198-250; Trathnigg in Jahrbuch Wels 1967/68 75f. 13) K. Puchner Süddeutsche Kaminkehrerfamilien italienischer Herkunft in Ar­chiv für Sippenforschung 13 (1936) 145ff.

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