Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)
466 Anna Hedwig Benna bisher bestehende Vorherrschaft des niederländischen Elementes gebrochen und die Stiftung der kaiserlichen Aufsicht unterstellt14), die von den kaiserlichen Rotaauditoren - vom Kaiser ernannten Rotarichtern15) — ausgeübt wurde. Unter den kaiserlichen Rotaauditoren überwog zwar im 17. Jahrhundert noch das niederländische und oberdeutsche Element, doch wurde im 18. Jahrhundert der österreichische Adel, der geistliche Karrieren machen wollte, tonangebend16). Das Ernennungsrecht der Kardinalprotektoren und der kaiserlichen Rotaauditoren, die an der kaiserlichen Mission in Rom wirkten, sicherten dem Kaiser eine überragende Stellung in der Anima zu, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts schon die Entwicklung zu einer Hofkirche durchmachte17). So konnte Kaiser Leopold I. in seiner Bestätigung des Maximilianums am 18. Oktober 1699 von einem höchsten und ausschließlichen kaiserlichen Protektorat sprechen, dem die Anima unterworfen sei18). Er regelte in diesem Schutzbrief auch den Kreis der teilnahmsberechtigten Länder unter Anführung seiner eigenen Erbländer, die zum überwiegenden Teil zum österreichischen Reichskreis gehörten, in einigen Fällen auf dem Boden des regnum Italiae lagen und im Falle Kroatiens außerhalb des Reiches standen19). Die enge Bindung des Hospizes und der Bruderschaft der Anima an das Haus Österreich wurde nach dem Tode Karls VI. sichtbar. Die Bruderschaft erbat 1742 nicht von Karls Nachfolger im römischen Kaisertum, dem Wittelsbacher Karl VII., die Übernahme des Schutzes, sondern von der Erzherzogin Maria Theresia, Königin von Böhmen und Ungarn, vermählte Großherzogin von Toskana, unter ausdrücklicher Berufung, man betrachte das Schutzrecht über die Anima als ein dem Hause Österreich zustehendes, seit unvordenklichen Zeiten geübtes Recht20). Nach dem Ende des Hl. Römischen Reiches machte die schon früher einsetzende Austrifizierung der Anima, die ihren Fortbestand über die Zeit der Napoleonischen Kriege hinaus dem österreichischen Schutz verdankte21), weitere Fortschritte. Kaiser Franz I. von Österreich, der sich anläßlich seines Rombesuches 1819 in die Bruderschaft der Anima aufnehmen ließ22), beanspruchte Prärogativen, die ihm als römischem Kaiser zugestanden waren, auch nach der Ablegung der römischen Kaiserwürde erfolgreich weiter. Nach 14) Schmidlin Geschichte 697; Blaas in MÖStA 10 40; dsbe Das kaiserliche Auditorial bei der Sacra Rota Romana in MÖStA 11 (1958) 111. 15) Blaas in MÖStA 11 83. 16) Schmidlin Geschichte 613f, 617, 697; Blaas in MÖStA 11 89f, 117. 17) Alois Hudal Die deutsche Kulturarbeit in Italien (Münster 1934) 40f, 50; Wodka in ZRG KA 33 322 Anm. 86. 18) Kerschbaumer Geschichte 43f; Nagl-Lang Urkundliches 43f; Schmidlin Geschichte 567f; Wodka in ZRG KA 33 310; Lenzenweger in MÖStA 13 381. 19) Schmidlin Geschichte 567f; Lenzenweger in MÖStA 13 381. 20) Schmidlin Geschiche 600f, 667; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 27; dsbe in MÖStA 13 381. 21) Schmidlin Geschichte 706. 22) Ebenda 705.