Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)

Österreich und Sancta Maria de Anima 467 dem Untergang des alten Kardinalprotektorates der deutschen Nation erhielt der Kaiser von Österreich das Recht der Ernennung eines Kardinalprotektors der österreichischen Nation von der Kurie zugebilligt. Bis 1867 wirkten Kar­dinalprotektoren der österreichischen Nation, die vom Kaiser von Österreich ernannt wurden23). Er übte auch das Recht der Ernennung eines Rotaaudi­tors weiter aus, obwohl nicht geklärt werden konnte, ob das österreichische Ernennungsrecht eines Rotaauditors als einfache Übertragung einer Präroga­tive des Hl. Römischen Reiches oder als neu verliehenes Recht anzusehen sei24). Die kaiserlichen Auditoren hatten schon im 18. Jahrhundert als Reg- genti prowisori der Anima erfolgreich gewirkt, sie führten dieses Amt im Vormärz weiter25). In den Zwanziger- und Vierzigerjahren erfolgten Restau­rierungsarbeiten26) in der Kirche. Für die Seelsorge an den deutschsprechen­den Pilgern und Katholiken wurde in den Zwanziger] ahren ein deutscher Prediger bestellt27). Die Anima galt schon im 18. Jahrhundert als die kaiser­liche Kirche in Rom: In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie als k. k. österreichische Nationalkirche bezeichnet28). Gegen die Ansicht österreichischer Diplomaten, die Anima trage entspre­chend den Aufwendungen des Kaiserhauses und der österreichischen Bot­schaft den Charakter einer österreichischen Nationalkirche29), stand die An­sicht des wachsenden deutschen Nationalismus vom deutschen Charakter der Anima, deren Wiedereröffnung nach der durch die römische Revolution be­wirkten vorläufigen Schließung der württembergische Gesandte 1849 mit dem Hinweis auf eine zu erwartende Intervention von 32 Staaten des Deut­schen Bundes erzwungen hatte30). Die Kritik der Deutschen Roms an den Verhältnissen an der Anima machte sich in Klagen über die Zurücksetzung des deutschen Elementes Luft. Sie verlangten in einem an deutsche Kirchen­fürsten gerichteten Memorandum unter Berufung auf die in den älteren Ar­chivalien des Archivs der Anima vorkommende Bezeichnung der Stiftung als „beata Maria de anima Teutonicorum“ die Wiederherstellung dieser Stif­tung31). Als Ergebnis einer kanonischen Visitation und eingehender Verhandlungen 23) Blaas in MÖStA 10 149, 167, 170, 182, 184; Feine Kirchliche Rechtsge­schichte 575 Anm. 3; Friedrich Engel-Janosi Österreich und der Vatikan 1846-1918 2 (Graz 1960) 334. 24) Blaas in MÖStA 10 168 und in MÖStA 11 107, 109f, 114, 115 Anm. 3; Feine Kirchliche Rechtsgeschichte 575 Anm. 3. 25) Schmidlin Geschichte 658, 697, 705f; Blaas in MÖStA 11 117, 121. 26) Schmidlin Geschichte 706; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 85. 27) Schmidlin Geschichte 706; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 28. 28) Haus-, Hof- und Staatsarchiv (= HHStA) Administrative Registratur F26/3: Gutachten Alois Fürs, 1856 Juli 14. 29) Ebenda: Bericht des Conte Gozze, 1853 August 8. 30) Alois Hudal Die österreichische Vatikanbotschaft 1806-1918 (München 1952) 152; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 32. 31) HHStA Admin. Reg. F 26/3: Promemoria des kaiserlichen Schloßkaplans Rei- chardt, 1850 Juli 23. 30*

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