Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)

Österreich und Sancta Maria de Anima 465 Die Anima bedurfte nicht nur einer Wahrung ihrer Interessen innerhalb des geistlichen Bereiches, sondern auch des Schutzes der weltlichen Macht. Die­sen erhielt sie von Kaiser Maximilianl. in einem am 15. Februar 1518 ausge­stellten Schutzbrief, in dem er sie in seinen und des Reiches Schutz nahm und seinen Orator in Rom dazu bestimmte, die Rechte der Anima gegen je­dermann, geistliche und weltliche Personen, zu verteidigen* 8). Die diplomati­schen Vertreter des Kaisers kamen im 16. Jahrhundert ihrer Schutzfunktion nicht immer wirksam nach, so daß diese in dieser Epoche häufig von den Kardinalprotektoren der Anima, die damals nicht immer mit denen der deut­schen Nation identisch waren9), gewahrt werden mußten10). Erst mit der Ausbildung einer ständigen kaiserlichen diplomatischen Mission in Rom in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der kaiserliche Schutz für die Anima effizient. Das Kardinalprotektorat der Anima übten im 17. Jahrhun­dert die Kardinalprotektoren der deutschen Nation aus11), die zu ernennen dem Kaiser als Reservatrecht zustand12). Träger des Protektorates der Anima waren im 18. Jahrhundert häufig die Konprotektoren der deutschen Nation und der österreichischen Erblande, die als Kardinalminister des Kaisers di­plomatische Funktion am römischen Hof hatten13). So kam es zu einem en­gen Zusammenwirken von geistlichem Protektorat und weltlichem Schutz. Es trat aber auch die mit dem Schutz untrennbar verbundene Herrschaft an der Anima in Erscheinung. Diese wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts in ihrer Selbständigkeit von den kaiserlichen Diplomaten eingeschränkt, die Kardinäle in ZRG KA 50 (1964) 264. Eine Liste der Kardinalprotektoren der deut­schen Nation findet sich bei Wodka Geschichte des nationalen Protektorates 48-69. Diese bis 1715 reichende Liste wurde bis 1806 fortgesetzt von Richard Blaas Das Kardinalprotektorat der deutschen und der österreichischen Nation im 18. und 19. Jahrhundert in MÖStA 10 (1957) 153—160. 8) Franz Na gl - Alois Lang Urkundliches zur Geschichte der Anima in Römische Quartalschrift Suppl. 12 (1899) 73-75; Schmidlin Geschichte 88; Wodka in ZRG KA 33 308; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 27; dsbe Das geistliche Pro­tektorat der deutschen Nationalkirche und des Priesterkollegs Sta Maria deli’Anima in Rom in MÖStA 13 (1960) 380. Die frühen Verbindungen der Anima zu Kaiser und Reich illustrieren wohl am besten die beiden Wappensteine im Hospiz. Der eine, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammend, trägt den gekrönten einköpfigen nach rechts gewendeten Adler und darüber schwebend eine hohe Doppelbügelkrone: Schmidlin Geschichte Abb. 2. Der andere im Hof des Hospizes zeigt den mit einer kaiserlichen Mitrenkrone gekrönten zweiköpfigen Adler und darunter die Fünfvokale Kaiser Friedrichs III.: ebenda Abb. 3. Daß Friedrich III. Mitglied der Anima-Bruder­schaft war, hatte Maximilianl. erfahren. Vgl. Schmidlin ebenda 68: ...... Conside­r antes affectionem, quam divae memoriae Fridericus tertius Romanorum imperator genitor noster charissimus ad ecclesiam et hospitalem atque ipsam laudabilem vestram confratemitatem praedictam habuit, in qua se etiam ut accepimus confratrem inscribi fecit . . .“. *) Wodka in ZRG KA 33 306. 10) Ebenda 309. **) Wie Anm. 10. 12) Conrad Deutsche Rechtsgeschichte 2 184; Hans Erich Feine Kirchliche Rechtsgeschichte (Köln 21964) 575 Anm. 3. 13) Wodka in ZRG KA 33 310; Blaas in MÖStA 10 151f, 167. Mitteilungen, Band 31 30

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