Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Rudolf NECK: Vorrede
Vorwort 3 vom Anfang an die technische Seite unseres Berufs fasziniert. Bei ihm ist die für unseren Beruf so seltene aber umso wertvollere Symbiose einer geisteswissenschaftlichen mit einer hohen technischen Begabung festzustellen. Namentlich waren es die brennenden Fragen der Restaurierung wertvollster Bestände, die ihn immer wieder beschäftigten und wofür er am Vatikanischen Archiv einen längeren Spezialkurs absolvieren konnte. Es lag nicht an ihm, daß es ihm nicht möglich war, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in dem Maße zu verwerten, wie es die Sache erfordert hätte. Doch stand gerade am Beginn seiner Amtszeit als Generaldirektor die Errichtung einer zentralen Restaurierwerkstätte, die freilich noch wegen personeller Unterbesetzung mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Aber auch die Beschäftigung mit modernen Bild- und Tonträgern hat die Aufmerksamkeit des Jubilars auf neue technische Bereiche des Archivwesens gelenkt. Insbesondere alle mit der Mikroverfilmung zusammenhängenden Fragen veranlaßten ihn schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert, immer wieder auf die Entwicklung auf diesem Gebiet im Ausland hinzuweisen und zu versuchen, die zuständigen Stellen dafür zu interessieren. So hat er etwa in der Frage der Sicherungs Verfilmung im Interesse des Kulturgüterschutzes frühzeitig Initiativen für den Bereich der Archive ergriffen. Freilich stieß er auch hier immer wieder auf die von Sparwut diktierte Verständnislosigkeit seiner Vorgesetzten Dienststellen. Dennoch vermochte er durch beharrliche Geduld — eine Eigenschaft, die ihm offenbar besonders liegt und die er im Laufe seiner Dienstzeit gezwungenermaßen ausbauen und vervollkommnen konnte — gerade hier einige beachtliche Erfolge zu erzielen, lange Jahre schon, bevor er Generaldirektor wurde. Weniger Glück war ihm hingegen bisher bei seinen wohlüberlegten, fundierten und dem Phänomen der Massenakten in der Zweiten Republik durchaus entsprechenden Plänen für die Errichtung eines Zwischenarchivs beschieden, da es sich hier zugleich um das leidige Problem der Raumfrage bzw. eines Archivneubaues handelt. Eine spätere Zeit wird ihn hier ebenso rechtfertigen und seine Klarsicht erweisen wie in der Frage der Einbeziehung der EDV in das Archivwesen. Wir wollen nur hoffen, daß die Einsicht nicht zu spät kommt. Was unseren Jubilar immer besonders ausgezeichnet hat, war seine Freude an seinem Beruf, und daraus leitete er auch ein besonderes archivarisches Standesbewußtsein ab. Dem jungen Verband österreichischer Archivare hat er von 1969 bis 1977 vorgestanden und war damit dessen Präsident über weit mehr als die Hälfte der bisherigen Lebenszeit des VÖA. Im Rahmen des Verbandes, vor allem im Scrinium, bemühte und bemüht sich Blaas um eine zeitgemäße Ausbildung der Archivare. Dem kam er auch in seiner Lehrtätigkeit als Honorarprofessor an der Universität Salzburg nach; sein Aufgabengebiet umfaßt dort auch die Archivkunde. Sein umfangreiches wissenschaftliches Oeuvre kann im Rahmen dieses kurzen Vorwortes nur gestreift werden. Sein Hauptgebiet, dem auch die vorliegende Festschrift gewidmet ist, sind die Beziehungen Österreichs zu 1*