Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Georg WACHA: Italienische Zinngießer nördlich der Alpen

Italienische Zinngießer nördlich der Alpen 117 gebens6). Die Verbindung zwischen dem in Österreich nachweisbaren Melly und den Bamberger Meistern ergibt sich daraus, daß Johann Sebastian Melly, Sohn eines Schuhmachers Johann Melly in Bamberg, in Graz am Fronleichnamstage 1692 in die Lehre genommen wurde und am 11. Juni 1694 als Lehrjunge des Niklas Harsch zu Leoben freigesprochen wird (H. 5 379). Auch Hans Jakob Melly, Sohn des Schuhma­chers Johann Melly in Bamberg, ist 1699 in Graz bei Josef Harsch in die Lehre ge­kommen (H. 5 382). Ähnlich verhält es sich mit den Wiener Zinngießern Ribola. Hier könnte der Name für eine Herkunft aus Italien sprechen; ein Argument dagegen ist, daß der Älteste, Johann Caspar Ribola, Zinngießer in Wien, der dort seit April 1700 Bürgerrecht innehat, am 13. November 1701 die Tochter des Stadtrichters von Bruck an der Leitha heiratet. Er stirbt am 25. Juli 1739, 73 Jahre alt56 57). Die Verbindung mit einer Patrizierfamilie spricht gegen einen italienischen Zinngießer58). Wenn man sich allein auf die italienischen Namen stützt, die in den Quellen angegeben sind, so ergibt genauere Nachforschung, daß dies als alleiniges Kriterium oft nicht ausreicht. In Bregenz beispielsweise wird 1689 ein Wilhelm Tromer genannt. Die Namensform wechselt auf Dromer, Thromer u. ä. Er stirbt am 11. April 169159). Im Jahre 1694 kauft ein Zinngießer Johann Drumer ein Haus, zahlt dafür noch 1699 und 1703 Steuern (vgl. H. 7 737). In den Jahren 1722 und 1723 kommt nun ein Johann Trumeter als Zinngie­ßer vor, ebenso ein Johann Tomparino. Ab 1725 ist es Wilhelm Damporino, der in den Steuerbüchern regelmäßig jedes Jahr als Zinngießer genannt wird. Der Name Tampa- rino bringt ihn nun mit vielen gleichnamigen Handwerkern im süddeutschen Raum in Verbindung. Allerdings muß hinzugefügt werden, daß in den Steuerbüchern die Be­zeichnung in den Jahren 1727 und 1728 Tamborino bzw. Tamborini, 1729 Wilhelm Thrumeter lautet. Es ist sicher dieselbe Person, da jeweils in einer Anmerkung ange­geben ist, es wäre ihm ein Teil seiner Steuern nachgesehen, weil er sich nur das halbe Jahr hier aufhalte. Die Namensform Trometer geht nun bis zum Jahre 1735 weiter. Im letztgenannten Jahr zahlt Giovanni Baptista Beret die ausständige Steuersumme, 1736 wird Wilhelm Trometer = Tamborino nicht mehr genannt60). Es ist aber wohl der Schluß erlaubt, daß mit Trometer und Tamborino, vielleicht auch mit Tromer der glei­che Familienname gemeint ist. Nur in einem Falle wurde bisher der Versuch gemacht, eine umfangreiche Zinngießerfamilie italienischer Herkunft zusammenzufassen. In einer Aus­stellung in Graz 1967 wurden erhaltene Werke der speziell in der Steiermark tätigen Mitglieder der Zinngießerfamilie Zamponi gezeigt61). Im größeren 56) Karl Sitzmann Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken in Die Plassen- burg. Schriften für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken 12 (Kulmbach 1967) 367f. 57) Adolf Mais Die Zinngießer Wiens in Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 14 (1958) 29. 58) Mais Die „Katzelmacher“ 49 hat die drei Zinngießer Ribola (neben J. P. Bigi- no) als einzige italienische Zinngießer in Wien in seine Liste aufgenommen. 59) Archiv der Stadtpfarre Bregenz, Sterbebuch 1647-1720 bzw. 1769-1784 fol. 223. Zu Christian Drommer/Drummer/Trommer, Zinngießer in Marienberg, Sohn des Gla­sers Johann Dromer in Grimma, 11741, besteht wohl keine Verbindung: Erwin Hintze Sächsische Zinngießer (Die deutschen Zinngießer und ihre Marken 1, Leipzig 1921) 176 n. 920. 60) Die Angaben über die Zinngießer Trumeter-Tamporino aus den Steuerbüchern im Stadtarchiv Bregenz, Handschrift 1964—1975 (1722/23-1735). 61) Die Zinngießerfamilie Zamponi. Museum für Kulturgeschichte und Kunstge-

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