Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Georg WACHA: Italienische Zinngießer nördlich der Alpen
116 Georg Wacha bittet, auch in Passau für Hofleute arbeiten zu dürfen. Dies wird ihm erlaubt, da sich jedoch 1709 die beiden einheimischen Zinngießer Adam Dengler und Josef Eisenkeil darüber beschweren, darf Morendino nur noch die Arbeiten für den Obrist-Jägermei- ster fertig machen und muß Passau dann verlassen (H. 6 922). Wenige Jahre später kam Johann Baptista Guilielmineti aus dem Mailändischen mit drei Gesellen nach Passau. Auch er sagt in seinem Gesuch, er wäre derart qualifiziert, daß er Jahre hindurch in Deutschland in vielen Reichsstädten mit dem Umgießen und Ausarbeiten feinen Zinngeschirrs großes Vergnügen bereitet habe. Sein Gesuch wird genehmigt, auf Beschwerde der Passauer Meister die Zulassung aber wieder rückgängig gemacht (H. 6 925). Wenn ein Zinngießer einmal zugelassen war, so verband man mit der Bewilligung seines Aufenthalts häufig die Forderung, er möge das Herumziehen auf dem Lande unterlassen. So geschah dies bei Johannes Ambrosius Tambo- rino, der 1713 von Markgraf Georg Wilhelm in St. Georgen am See bei Bayreuth aufgenommen wurde (H. 6 1232). Geschäftstüchtig waren die Italiener sicher. Bezeichnend dafür ist, daß sich Johann Konrad Ludwig, Zinngießer in Stuttgart, zusammen mit dem Hofzinngießer Johann Adam Bechler 1727 darüber beschwerte, der kürzlich in Ludwigsburg als Bürger zugelassene italienische Zinngießer Tamborino versorge das ganze Land mit seinen Arbeiten und die Stuttgarter wären nun vollends ruiniert, wenn sich noch ein Zinngießer und Feuerspritzenmacher aus Reutlingen dort ansässig machen sollte (H. 6 1399). Wenn die Italiener nicht mit der Familie in den Norden zogen, so betrieben sie ihr Gewerbe als Saisonarbeiter, d. h., daß sie in der warmen Jahreszeit im Lande herumzogen, im Winter aber in ihre Heimatorte zurückkehrten. Nicht immer ging dies gut aus. Antonius Bar von Mailand wurde im Jänner 1564 mit einer Witwe Katharina in Brak- kenheim in Württemberg aufgeboten. Am Montag nach Mariä Reinigung 1564 war die Trauung. Bar wurde aber am 13. Juli 1565 mit Unehren aus Brackenheim ausgetrieben, weil er im Welschland bereits ein Eheweib hatte (H. 5 503). Häufig verehelichten sich die Zinngießer mit Töchtern anderer italienischer Famüien, also etwa von Rauchfangkehrern, die in den Städten nördlich der Alpen ansässig waren. Warum ein Zinngießer, der in einem Ort schon die Aufenthaltserlaubnis bekommen hatte und (z. B. in Bregenz) das Beisitzgeld entrichtete, dann im nächsten Jahre nicht mehr über die Alpen kam, sagen die Quellen oft nicht aus. Es mögen persönliche Gründe, Krankheit oder Veränderung in den Familienverhältnissen dafür ausschlaggebend gewesen sein. Es ist nicht immer einfach, aus dem Namen die Herkunft des Zinngießers zu erschließen. Beispielsweise heiratet am 14. Mai 1668 Leonhard Melly die Witwe des Zinngießers Niklas Harsch in Graz. Er ist bis 1683 im Handwerk nachweisbar (H. 7 843). Der gleichen Familie gehören wohl Zinngießer in Bamberg und Pforzheim mit dem Namen Melly (auch Meli, Mähli oder Mehl) an: Johann Sebastian heiratet 1701 in Bamberg, Johann Anton, geboren 1697, gestorben 1771, Sebastian geboren 1708 usw. Bei keinem von diesen ist allerdings eine Herkunft aus Italien oder eine Familienverbindung ange-