Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

Rezensionen

566 Literaturberichte der Dissertation des Vfs. Den Inhalt des Beitrages bildet die wenig be­kannte Materie der Verhandlungen im Gefolge des Westfälischen Friedens, die auf eine Abrüstung der Armeen hinzielten und im Nürnberger Frie­densexekutionsrezeß gipfelten. Das Interessante an dieser Arbeit, für die unter Verwertung der Quellen des Traunschen Zentralarchivs in Maissau die Person des Generalkriegskommissärs Ernst von Traun im Mittel­punkt steht, ist die erstaunliche Tatsache, daß so und so oft nach den Verträgen von Münster und Osnabrück die Gefahr eines neuerlichen Kriegsausbruchs auftauchte, die von kriegslüsternen Kreisen auch am Wiener Hof geschürt wurde. Als Facit der Untersuchung H’s ergibt sich, daß die kaiserlichen Truppen nur im Reich abgedankt wurden, während man in den Erbländern die Regimenter bloß reduzierte und so die Grund­lagen für ein stehendes Heer schuf. Diesem vor allem auf Traun zurück­gehenden Versuch verdankte Österreich nicht zuletzt die erfolgreiche Tür­kenabwehr in den Jahren 1663/64 und 1683. Alles in allem fünf wohlabgerundete und wissenschaftlich fundierte Ab­handlungen, die keinen Anlaß zur Kritik bieten. Zum Formalen wäre allerdings zu bemerken, daß die Anmerkungen, die erst am Ende der Beiträge abgedruckt werden, die Benützbarkeit einschränken. Dies ändert aber nichts an dem positiven Gesamteindruck der Publikation. Reinhard R. Heinisch (Salzburg) Innsbruck-Venedig. Österreichisch-italienische Historikertreffen 1971 und 1972, hg. von Adam Wandruszka und Ludwig Jedlicka. Redaktion: Anna M. Drabek und Karl Stuhlpfarrer (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte Österreichs 6). Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975. XII, 598 S. Als Frucht eines geraume Zeit andauernden Ringens um eine emotions­freie und objektive Beurteilung der österreichisch-italienischen Beziehun­gen der letzten hundert Jahre liegt nun ein stattlicher Band vor uns, den Bundeskanzler Kreisky das „Blaue Buch“ nannte. Italienische und österreichische Historiker haben sich in zwei Tagungen in den Jahren 1971 und 1972 in Innsbruck und Venedig um diese diffizile Problematik bemüht, die weit über das rein wissenschaftliche Interesse hinaus bis in die staatspolitische Sphäre hineinreicht, geht es doch um den Abbau von wechselseitigen Vorurteilen zweier Kulturvölker, die sich im Laufe der Geschichte viel gegeben, aber auch genommen haben. Wel­cher gewaltige Unterschied zwischen der traditionellen nationalen Ge­schichtsschreibung, wenn man sie so nennen darf, und dem heutigen Rin­gen um Objektivität besteht, kann man ermessen, wenn man die einlei­tenden Beiträge von Franco Valsecchi Italien und Österreich 1815— 1866 in der italienischen Geschichtsschreibung (S. 1—14), Adam Wan­druszka Die neuere Geschichte Italiens in der österreichischen Historio­graphie (S. 15—32) und Leo V a 1 i a n i Die italienisch-österreichischen Beziehungen von 1870 bis 1915 in der italienischen Historiographie (S. 33— 46) liest. Valsecchi macht deutlich, daß die Geschichte der historiographi- schen Interpretation der italienisch-österreichischen Beziehungen gleich­

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