Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)
Rezensionen
564 Literaturberichte 19. Jahrhunderts in das 18. Jahrhundert zurückzuprojizieren: Dem Konflikt des Papsttums mit dem absolutistischen Staatskirchentum komme entsprechend die — in der Literatur meist angenommene — Schlüsselbedeutung gar nicht zu. Die enge Verschränkung von Kirche und vorrevolutionärer Gesellschaft habe demgegenüber den Reformimpulsen der katholischen Aufklärung die Grenzen gesetzt. In das 19. Jahrhundert, die Epoche eines spirituell und sozial regenerierten papsttreuen Katholizismus führt schließlich der Beitrag von Edith Saurer (S. 198—208), die interessante Forschungsergebnisse über den Versuch des Papsttums bringt, nach 1860 die „ultramontanen“ katholischen Volksmassen zu Sympathiebewegungen für Rom und gegen das neue Italien zu mobilisieren. Diese Vorgänge werden leider jedoch nur in verkürzter Perspektive und recht pauschal in die höchst dramatische und dynamische Entwicklung eingeordnet, die zu der Verbindung von Papsttum, Ultramontanismus und Demokratie führte. In Konfrontation gerade mit den gewichtigen Thesen van Kessels über die „aufgeklärten Päpste“ ergibt sich für den Leser des Bandes hier der Ausblick auf eine Reihe bedeutungsvoller Kontinuitäts- und Bewertungsprobleme. Für die in den letzten Jahren geführte Diskussion über die Stellung des Papsttums in der modernen Welt ist also von der historischen Forschung sicherlich noch einiges an sachlichen Klärungen zu erwarten. Darauf hinzuweisen, ist ein weiteres Verdienst dieser insgesamt anregenden und begrüßenswerten Aufsatzsammlung. Anton Schindling (Würzburg) Der Dreißigjährige Krieg. Beiträge zu seiner Geschichte (Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien / Militärwissenschaftliches Institut 7, hg. von der Direktion). Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1976. 232 S., 5 Abb. Nach dem instruktiven Sammelband zur Geschichte der k.k. Militärgrenze (vgl. die Rezension von Hans Wagner in MÖStA 28 [1975] S. 502 f) erschien nun als jüngste Publikation des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien eine Reihe von Aufsätzen zur militärischen Komponente des Dreißigjährigen Krieges, womit dem in den letzten Jahren verstärkten Interesse an dieser Zeit Rechnung getragen wird. Eigentlicher Anlaß der Veröffentlichung war das Auftauchen zahlreicher Fragen und Probleme bei der Revision der Schausammlung des Heeresgeschichtlichen Museums, so daß der vorliegende Band dankenswerterweise kein Kompendium der kriegerischen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges darstellt, sondern jeder der fünf Beiträge ein von der Forschung bisher noch nicht bearbeitetes Gebiet berührt, wie Johann Christoph Allmayer-Beck in seinem Vorwort (S. 5 f) besonders betont. In diesem Sinne soll der Band als eine Anregung zu weiteren Arbeiten über diesen für die Geschichte Europas so bedeutsamen Zeitabschnitt aufgefaßt werden. Im ersten Beitrag, der freilich in seinem Schwerpunkt weit über den Dreißigjährigen Krieg zurückgeht, beschäftigt sich Hugo Schneider, der Direktor des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich, mit der Entwicklung des Langspie