Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

LILLA, Joachim: Innen- und außenpolitische Aspekte der austropolnischen Lösung 1914–1916

INNEN- UND AUSSENPOLITISCHE ASPEKTE DER AUSTROPOLNISCHEN LÖSUNG 1914—1916 Von Joachim Lilla I. Vorbemerkungen. — II. Trialismus oder Subdualismus: Die verfassungs­rechtliche Erörterung des Anschlusses Polens (S. 222). — III. August 1914 — Polen als Kriegsziel der österreichisch-ungarischen Monarchie (S. 227). — IV. Österreich-Ungarn in der deutschen Kriegspolitik 1915 — Mitteleuropa (S. 231). — V. Polen in den Verhandlungen zwischen Deutschland und Österreich- Ungarn August bis November 1915 (S. 234). — VI. Umschwung in der deutschen Politik gegenüber der austropolnischen Lösung (S. 240). — VII. Änderung des österreichisch-ungarischen Standpunkts Mai bis August 1916 (S. 243). — VIII. Die Wiener Verhandlungen vom 11./12. August 1916 und ihr Ergebnis (S. 249). I Die folgende Darstellung versucht, den Komplex der austropolnischen Lösung im Ersten Weltkrieg unter zwei Gesichtspunkten zu beleuchten: Erstens geht es um den staatsrechtlichen Rahmen, in dem Polen ge­gebenenfalls der österreichisch-ungarischen Monarchie anzugliedern wäre — unter dem besonderen Aspekt, ob dieser Anschluß innerhalb des duali­stischen Gefüges geschehen könne oder eine grundlegende Änderung der verfassungsrechtlichen Struktur der Monarchie erforderlich mache. Der zweite Faktor sind die deutsch-österreichisch-ungarischen Verhandlungen über Polen. In ihnen prallen zwei grundsätzlich verschiedene Auffassun­gen aufeinander: Die deutsche Polenpolitik und die austropolnische Lö­sung schließen einander letztlich aus. Die Verhandlungen können kein „so- wohl-als auch“, sie müssen ein „entweder-oder“ erzielen. Hierbei lassen sich drei Phasen beobachten: erstens das Vorspiel im August 1914, als die Annexion erstmals als Kriegsziel der Monarchie gefordert wird, zwei­tens das Jahr 1915, als das Deutsche Reich die austropolnische Lösung als die am „wenigsten ungünstige“ bezeichnet, und drittens die Konzeption eines polnischen Pufferstaates im Jahre 1916. Die kompromißhafte Lö­sung des am 5. November 1916 proklamierten Königreichs Polen hat an den grundsätzlichen Vorstellungen beider Mächtenichts geändert. Die Untersuchung stützt sich überwiegend auf die Akten des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes, Bonn; zur Darstellung der Vorgänge im August 1914 sind ergänzende Aktenstücke des Haus-, Hof- und Staats­archivs Wien herangezogen worden.

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