Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
Zur publizistischen Auswertung des österreichisch-jugoslawischen Archivabkommens. Eine Erklärung der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs
Literaturberichte 575 Ausdruck „Wirtschaftspolitik“ schon auf die Zeit „seit dem 13. Jahrh.“ anzuwenden (Deutsche Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit [1928] 48). Ähnlich wie mit diesem Ausdruck verhält es sich nach Mitterauers Ansicht mit dem Begriff „Arbeitsmarkt“; auch dessen Anwendung auf das Spätmittelalter steht „eigentlich nichts im Wege“. Was freilich „die Rolle der landesfürstlichen Politik für die Arbeitsmarktverhältnisse der Zeit“ betrifft, so müßte man, wenn man sie näher analysieren wollte, „sehr vielfältige Aspekte in die Untersuchung einbeziehen, wie ja auch die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Landesfürsten insgesamt erst im umfassenden Kontext seiner [recte: ihrer] Territorialpolitik richtig verständlich werden“. — Die Belgier van Houtte und van Uytven, deren methodische Probleme in bezug auf die Termini „Wirtschaftspolitik“ und „Arbeitsmarkt“ gleicher oder ähnlicher Art wie die Mitterauers waren, bewältigten diese Problematik durch eine ausgesprochen großzügige Interpretation des ersteren Begriffes bzw. durch die Feststellung, auch der Begriff „Arbeitsmarkt“ sei in der Zeit vor dem Industriezeitalter ein ziemlich vager Begriff“. Der Begrenztheit des verfügbaren Druckraums entsprechend, kann es sich natürlich auch bei der Erörterung der durchwegs die Neuzeit betreffenden übrigen Referate nur um ausgewählte Andeutungen und knappe Hinweise handeln. Das gilt nicht zuletzt für den von Engelsing stammenden Beitrag, der mit Abstand der umfangreichste ist. Er trägt einem sehr modernen Forschungstrend Rechnung und ist einerseits durch einen weiten zeitlichen Rahmen, andererseits aber durch weitgehende bewußte Ausklammerung des landwirtschaftlichen (und auch des höfischen) Bereichs gekennzeichnet. Im Hinblick auf diesen Sachverhalt möchte sich der Rezensent, der auf die Innsbrucker Publikation Knecht und Magd in Südtirol, dargestellt am Beispiel der bäuerlichen Dienstboten im Pustertal (Dissertation von J. Grießmair, 1967/70) schon in seinem Diskussionsbeitrag aufmerksam gemacht hat, hier mit einem zusätzlichen Hinweis auf einen von H. Haushofer verfaßten kurzen Aufsatz über Ländliche Dienstboten in Altbayern begnügen, zumal darin kontrastierend auf eine jüngere Arbeit Engeisings Bezug genommen wird (Einkommen der Dienstboten in Deutschland zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert in Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 2 [1973] 11 ff; Haushofers Aufsatz in Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 23 [1975] 47 ff). B 1 a i c h ging es in Hinsicht auf das Oberrheingebiet „um die Frage, ob die Eisenbahn, die zum Zweck des Gütertransports gebaut worden war, dazu benutzt werden konnte, einen Ausgleich zwischen zwei völlig unterschiedlich strukturierten Teilmärkten des Arbeitsmarktes herbeizuführen“. Tatsächlich erbrachte die badische Eisenbahnverwaltung, die sich 1884 zur Ausgabe stark ermäßigter Wochenkarten für bestimmte Züge entschloß, mit dieser bemerkenswerten Entscheidung einen Beweis dafür, „daß eine Staatsbahn als Instrument staatlicher Sozialpolitik eingesetzt werden konnte“. In einer Zeit, in der in vielen Wirtschaftszweigen das Problem der saisonalen Arbeitslosigkeit bestand und die städtischen Wohnmöglichkeiten noch sehr unzulänglich waren, konnte also durch eine entsprechende staatliche „Eisenbahnpolitik“ — und vielleicht nur durch eine solche — wirklich eine Brücke zwischen dem ländlichen und dem auf